Der Künstler und sein El Hierro – Rubén Armiche Benitez Padron

Beschreibung der schöpferischen Arbeit eines Künstlers: Der 1974 geborene Rubén Armiche Benitez Padron – die Mutter stammt aus El Mocanal und der Vater aus Valverde auf El Hierro – lebt auf der Insel El Hierro. Bereits in jungen Jahren registrierte er sich an der Kunstschule Escuela de Arte Luján Pérez in Las Palmas de Gran Canaria. Dort entdeckte er die Leidenschaft für kreative gestalterische Maltechniken, die er mit Unterricht beim kanarischen Maler Juan Guerra, auch auf Gran Canaria vertiefte. Er erlangte einen Abschluss in bildender Kunst auf der Universidad de La Laguna auf Gran Canaria. Über die nachfolgenden Jahre entwickelte er seine persönliche Stilrichtung, in der er oft eine neuartige Sicht der vergangenen Geschehnisse darstellte. 2003 zog es ihn nach Torrejón de Ardoz bei Madrid, wo er eine Galerie eröffnete. Dort erlangte er auch einen Master in Microsoft Animation und 3D an der AZPE (Academia de Informática). Seine Kunstwerke stellte er in mehreren Galerien in der spanischen Hauptstadt aus und veranstaltete eine große Ausstellung in Barcelona. Seit 2008 lebt er auf El Hierro. In diesem Umfeld entstanden viele neue kreative Projekte, in denen oft Kunst eine Geschichte erzählt, durch die Kraft des visuellen Bildes und durch Monumente. Inzwischen verfügt er über ein breit gefächertes Portfolio: Lehre, Buchillustration, Wandbilder, Deckenbilder, Skulpturen mit recycelten Materialien, Bildhauerei, Filmanimation, der Comic von La Bajada, der Comic von El Garoé, das Spiel von La Bajada und Szenografien. Seit 2019 engagiert er sich politisch im Gemeinderat von El Hierro (siehe auch Webseite).

Rubén Armiche: ESCULTURA HOMENAJE A LA BAJADA – 2009

Die Verbindungsstraße vom Flughafen zur Inselhauptstadt Valverde führt unmittelbar an der nicht zu übersehenden und kuriosen Skulptur Escultura Homenaje A La Bajada vorbei. Was man nicht sehen kann: Ihr Baumaterial besteht aus Metallabfällen aus Autos, Waschmaschinen und ca. 2.000 Haushaltsgeräten. Das Projekt Reutilizart stellt die sinnvolle Wiederverwendung von Abfall und daraus entstehende Kunst in Form von Kunstwerken in der freien Natur dar. Die Skulptur berichtet von der seit 1745 stattfindenden Prozession Bajada de la Virgen und ihrer Reise von der Kapelle Ermita Virgen de Los Reyes zur Kirche Iglesia de la Concepción in Valverde. Die Vorderseite zeigt zwei Tänzer, die die Prozession begleiten, mit den für jedes Dorf individuellen Hüten – insgesamt gibt es sieben verschiedene. Bei YouTube kann man sich die Entstehung der Kultur auf Spanisch erklären lassen. | GPS-Koordinaten 27.807711 -17.908609 | siehe Wanderungen 38* und 43* |

Rubén Armiche: NEPTUNO Y EL MAR

Bei der Streusiedlung Pozo de Las Calcosas, ganz im Norden von El Hierro, nahe des Ortes El Mocanal, muss der Pkw geparkt werden, um zu diesem Kunstwerk zu gelangen. Von nun an geht es nur noch zu Fuß weiter, auf einem breiten Pfad steil bergab durch die Klippen. Unterhalb sieht man die von der Natur gegossenen Meeresschwimmbecken Pozo de Las Calcosas. Es ist die bizarre Formation eines erstarrten Lavastroms und ein kleines Kunstwerk der Natur mit einem einmaligen Anblick. Am Ende einer steilen Treppe befindet sich ein weiteres Kunstwerk, nicht von der Natur, sondern von dem ortsansässigen Künstler Rubén Armiche. Es entstand aus der Not, denn die Einwohner wussten nicht wohin mit ihrem Müll. So entstand die Idee, daraus ein Kunstwerk zu erschaffen. Etwa einen Monat lang schleppten Anwohner Elektrogeräte, Eisen und Zement an und nach vier Wochen war ein neu gestalteter Meeresgott Neptun fertig. Zwischen den kleinen, aus Vulkangestein gebauten Häusern und Hütten führt ein Weg bis zu den Schwimmbecken. Ein Bad im Meer ist hier aber nur bei ruhiger See zu empfehlen! Die Woche über sind die Häuser verwaist, es verirren sich nur einzelne Besucher und ein paar Fischer an diesen Ort. | GPS-Koordinaten 27.839650 -17.946765 | siehe Wanderung 46* |

Rubén Armiche: UNA ESCULTURA PARA EL PUEBLO DE EL PINAR

Versteckt im Innenhof des Rathauses von El Pinar befindet eine weitere Skulptur, die die Tradition und die Kultur von El Pinar würdigt. Sie ist mit 7 m die höchste auf El Hierro und besteht aus Beton, Fasern, Aluminium, Keramik und recyceltem Glas. Im Inneren der Skulptur befindet sich ein Wasserfall, der Klänge erzeugt, weil die unterschiedlich befüllten Gläser beim Vorbeifließen des Wassers in Schwingung versetzt werden. 2011 wurde die Skulptur von einem Angestellten des Stadtrates in Auftrag gegeben. Eben dieser wurde zum jüngsten Vorsitzenden eines Stadtrates in Spanien. Aus diesem Grund sieht man im oberen Teil einen Jungen, der eine Taube hält, während zwei Frauen aus Valverde und Frontera ihm zu Füßen stehen.

Die Skulptur ist voller Symbolik, die für die Arbeit des Künstlers so charakteristisch ist: die Eroberung, traditionelle Arbeiten, das Erbe älterer Menschen, die harte Arbeit des Meeres, der Meeresboden usw. Alle Elemente sind mit geometrischen Komponenten besetzt, die an das Symbol der Gemeinde, die Kiefer, erinnern. Aus dem skulpturalen Ensemble gehen zwei große Figuren hervor, wie atlantische Frauen und Männer. Sie schaut hoffnungsvoll nach unten und er umarmt das Ganze fest in einem Lied der Einheit. | GPS-Koordinaten 27.709043 -17.979196 | siehe Wanderungen 05* und 31* |

Rubén Armiche: ESCULTURA EN HOMENAJE A LOS CARNEROS

In der Einkaufsstraße Calle el Congreso von Frontera befinden sich weitere Skulpturen. Zur Erklärung: Die Kanarischen Inseln sind bekannt für ihren bunten und etwas anderen Karneval. So stammt die Tradition bereits aus dem 16. Jahrhundert. Das Ganze diente aber eher als Instrument der Bewohner, um ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen. Das Feiern von Festen und satirische Reden wurden jedoch von König Carlos I verboten und erst 200 Jahre später wieder erlaubt. Während der Diktatur von General Franco wurde das bunte Treiben abermals verboten. Der Höhepunkt des närrischen Treibens ist die sogenannte Fiesta de Los Carneros, das Fest der Hammel. Diese Feierlichkeit erinnert an das Hirtenleben der Ureinwohner, als diese noch mit Ziegenherden umherzogen. Männer verkleiden sich mit den Fellen als Hammel, Gesichter, Beine und Arme werden schwarz angemalt. Eine Szene ist nach dem Motto „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?“ in originalgetreuen Skulpturen gegossen nachgebildet. | GPS-Koordinaten 27.752096 -18.012712 | siehe Wanderungen 24*, 31* und 34* |

Rubén Armiche: SIRENA Y TRITÓN

Ganz im Nordwesten der Insel El Hierro, bei der Ortschaft Pozo de la Salud, befindet sich in Meeresnähe die Finca Macuela. An der Mauerwand der Finca befand sich bereits das Wandbild einer Meerjungfrau von Felipe Benítez. Da das Bild in die Jahre gekommen war, wurde Rubén Armiche 2008 beauftragt, eine Skulptur mit diesem Thema herzustellen. Dabei setzte er erstmals eine neue Technik ein, indem er recyceltes Metall, Fasern, Modelliermörtel und Acryl verwendete. Meerjungfrauen wurden in der Kunstgeschichte oft mit Wollust in Verbindung gebracht. So wählte der Künstler als Motiv den Meeresgott, der sich der Meerjungfrau in einem gemeinsamen Liebeslied mit Blick auf den Atlantik anschloss. Das Paar verschmilzt zu einer erotischen Umarmung, in der der Mann seinen starken Arm um die Meerjungfrau legt. Die Flossen, verziert mit Meeresmotiven, runden das Kunstwerk ab.| GPS-Koordinaten 27.756270 -18.103062 | siehe Wanderung 28* |

Rubén Armiche: ORIGEN DE DEVOCIÓN

Im Herbst 2013 feierte die Gemeinde von El Hierro in der Iglesia de La Concepcion das feierlich abgelegte Gelübde Bajada de la Virgen. An dessen Ende wurde das Triptychon „Ursprung der Hingabe“ des Künstlers Rubén Armiche Benítez Padrón eingeweiht. Es besteht aus einem mittleren Bild in Öl auf Leinwand und zwei beweglichen bildlichen Darstellungen in einem Holzrahmen, eine Hommage an die Virgen de Los Reyes und die Menschen auf El Hierro. Im mittleren Teil des Triptychons wird die Jungfrau als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart dargestellt. Gleich einem Leuchtturm setzt sie ein Licht frei, das die aufgrund eines schrecklichen Sturms gestrandeten Seeleute aus Genua an die Küste von El Hierro brachte – wie Überlieferungen zu entnehmen ist. Das Erscheinungsbild der Jungfrau ist demütig und einfach. Der untere Bildausschnitt zeigt eine brüderliche Umarmung zwischen Seefahrern (die aus Genua) und Hirten (Herreño aus El Hierro). Dabei steht die Demut der Herreño in einem Gegensatz zum Hochmut der angekommenen Seefahrer. Die Seefahrer schenken den Hirten und ihren Familien die Jungfrau, als Dank ihrer Rettung vor dem Sturm. Das Licht – Symbol des Wissens – ist in diesem Teil des Gemäldes schwach ausgeprägt; dies symbolisiert die Kultur der Inselbewohner, die zwar ohne Studium oder Ausbildung waren, aber die Kunst der Landwirtschaft auf dem oft dürren Land beherrschten. Auch werden im zentralen Teil eine Mutter mit Kind – die Zukunft der Insel –, eine alte Frau – Wissen und Tradition – und die Hirten als „Wächter“ des Bildes gezeigt.

Die rechte Seite des Triptychons zeigt das gestrandete Schiff (1741) und hebt so das Wunder der Jungfrau hervor, die die Insel nicht verlassen will. Ein Ordensmann zeigt die Berufung zum Glauben. Eine Allegorie berichtet über die Haltung der Herreños, Bedürftigen Hilfe, Trost – wie es bei der Ankunft von Booten auf der Insel der Fall ist – und Schutz zu geben. Die linke Seite des Triptychons zeigt die Feier des erstmals 1741 abgelegten und seitdem alle vier Jahre erneuerten Gelübdes Bajada de la Virgen. Die Küsten der Bahía de Naos (westlich von La Restinga; Ort, an dem die Jungfrau die Insel erreichte) zieren die Szenerie, während die Herreños mit der feierlichen Prozession fortwährend den Ursprung der Hingabe ehren und pflegen (Origen de devoción). | GPS-Koordinaten 27.807565 -17.914399 | siehe Wanderungen 39*, 41*, 42*, und 43* |

Rubén Armiche: MURALES

Im Rathaus von Valverde befindet sich im ersten Stock der Salon de Actos. Bis dorthin kann der Besucher ohne Probleme vordringen, sollte aber vorsichtshalber anklopfen, bevor er den Sitzungssaal betritt, um dann die zwei Gemälde, die die Decke schmücken, zu betrachten. Diese Arbeit „Murales“ aus dem Jahr 2003 zeigt eine Allegorie zu verschiedenen Themen der Geschichte El Hierros:

  • Wasser in all seinen Formen und Motiven
  • die enge Beziehung zwischen Mensch und Natur
  • der heilige Baum Garoé als Bastion des Zusammenhalts des Herreño-Volkes, vertreten durch die Bimbaches (Ureinwohner)
  • in Abhängigkeit von den Widrigkeiten der Natur aufzuwachsen und zu überleben

  • Hommage an die Landwirtschaft mit all ihren Aspekten
  • die Petroglyphen (Steinzeichnungen) von Julán
  • die archäologischen Stätten Tagoror und Los Letreros als Grundlage für die Kultur
  • die besondere Fauna der Insel
  • die vereinigten Bemühungen von Frauen und Männern der Insel, unabhängig auf der Insel leben zu können
  • das Handwerk

Eine Hommage an den großen Chronisten der Insel, José Padrón Machín, rundet die Arbeit als Ganzes ab. | GPS-Koordinaten 27.807036 ‑17.914782 | siehe Wanderungen 39*, 41*, 42*, 43* und 48* |

Rubén Armiche: HOMENAJE AL EMIGRANTE

Im Stadtzentrum von Valverde befindet sich das Casino, in dessen Eingang das 8 m lange Wandgemälde „Hommage an den Auswanderer“ zu bewundern ist. Es zeigt die Reise der Auswanderer, die mit Gewalt die Meere überqueren und die Insel zurücklassen, auf der sie geboren wurden. Es bezieht sich auf die Auswanderung vergangener Zeiten, die aber heutzutage umso aktueller ist. Eine Anekdote am Rande: Innerhalb der dargestellten Welle gibt es mehrere versteckte Eidechsen (Geckos). Diese werden in dem dargestellten Felsen zu Atlantern. Der Name „Atlanter“ stammt von der alten Zivilisation Atlantis, die im Meer versank und von den Homo mermani im Laufe der Zeit besiedelt wurde. Hat der Betrachter diese gefunden, so hat er viel Glück in der Zukunft, denn die Geckos sind auf den kanarischen Inseln ein Synonym für Glück. | GPS-Koordinaten 27.806116 -17.914953 | siehe Wanderungen 39*, 41*, 42*, 43* und 48* |

Rubén Armiche: ALEGORIA A LA INSPIRACIÓN

Amm Eingangsbereich des Casinos mit dem 8 m langen Wandgemälde von Rubén Armiche geht es links zur Bar und zum Restaurant, rechts zum Theatro Casino de Valverde. Um dort hineinzugelangen, bekommt der Besucher den Schlüssel an der Bar ausgehändigt, aber nur mit dem Zusatz, das Deckengemälde von Rubén Armiche bestaunen zu wollen. Zu sehen ist die bildliche Darstellung eines unbewussten Ausbruchs von Kreativität in künstlerischer Darstellung im Theater. | GPS-Koordinaten 27.806116 -17.914953 | siehe Wanderungen 39*, 41*, 42*, 43* und 48* |

Rubén Armiche: MERECIDO HOMENAJE

Die Inselregierung baut im Rahmen eines Sanierungsprogramms den Fußgängerweg entlang der HI-5 und HI-10 aus. Unter dem Projektnamen Paseo Didáctico Barlovento entdeckt der Fußgänger (der Wanderer) Denkmäler, historische Orte und die Ehrung verschiedener Gruppen der Insel sowie die Tradition an zahlreichen Kunstwerken. So zum Beispiel die im Februar 2020 aufgestellten Kunstwerke von Rubén Armiche: merecido homenaje a la mujer herreña, haciendo el queso – hohe Anerkennung an die Frau, die den Käse herstellt –, merecido homenaje al burro que tanto nos ayudó – verdiente Ehrung an den Esel, der uns so sehr geholfen hat – und merecido homenaje Ternura y sabiduria – verdiente Ehrung an Zärtlichkeit und Weisheit. | GPS-Koordinaten 27.821232 -17.950632 | siehe Wanderung 48* |