Landingpage – Kreta und E4 Wanderführer
Griechenlands Außenposten der Superlative
Kreta ist Griechenlands Außenposten der Superlative, ein Kontinent für sich, fast zu groß, um in einem einzigen Menschenleben erlebt zu werden. Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage im Mittelmeer – als Bindeglied zwischen Europa und Afrika – und seines reichhaltigen Wasservorkommens war Kreta immer erbittert umkämpft. Jahrhundertelange Besatzung und ständige Widerstandskämpfe haben den Charakter der Bewohner geprägt. So fühlen sich die Kreter zuallererst Kreta zugehörig und erst in zweiter Linie Griechenland. Sie sind sehr stolz auf ihre Insel, und dazu haben sie allen Grund.
Man kommt aus dem Staunen, Sammeln wertvoller Eindrücke und Bewundern von Natur- und Kulturschönheiten überhaupt nicht heraus. Einige Beispiele: Kreta gilt als Wiege der frühesten Hochkultur Europas, denn vor etwa 4000 Jahren entstand hier die minoische Kultur. Die Stadt Chania im Norden der Insel ist eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Siedlungsstätten Europas. Bis Ende Mai ist der 2456 m hohe Psiloritis mit Schnee bedeckt – eine herrliche, fast unwirkliche Aussicht, wenn man bei 28 °C in Heraklion auf dem Flughafen landet. Besonders faszinierend ist der größte zusammenhängende Kermeseichenwald Europas.
Während der Entstehungsgeschichte Kretas erhoben sich die Berge aus dem Wasser und über Jahrmillionen schuf das Niederschlagswasser mehr als 400 Schluchten. Die berühmte Samaria-Schlucht ist mit 18 km Länge die längste Schlucht Europas, aber mit etwa 1000 täglichen Besuchern auch kein ungetrübtes Naturerlebnis mehr. Einer unter sehr vielen kulturellen Höhepunkten ist das Kloster der Dreifaltigkeit (Agia Trias), das beeindruckendste Klostergebäude der venezianischen Zeit auf Kreta. Vage Schätzungen berichten von 17.000 Kirchen und Kapellen auf Kreta, nur Ziegenzäune, die den Weg versperren, sind wohl zahlreicher. Die Insel Kreta ist die Quintessenz Griechenlands: der Geburtsort der Götter und heroischen Figuren, der Dichter, der Schriftsteller, der Künstler und von politischen Führern. So facettenreich wie die Insel Kreta präsentieren sich auch die Touren in diesem Wanderführer. Dabei wird die naturverbundene Aktivität zu einem Erlebnis und Abenteuer, da kulturelle und landschaftliche Höhepunkte in die Tourenbeschreibung eingebunden sind.
Fährt man nur 15 Minuten mit dem Pkw und verlässt die touristischen Pfade, so trifft man auf das ursprüngliche Kreta, gelebte Gastfreundschaft und zugleich raue Menschen, die teilweise noch sehr historisch leben – das fantastische zweite Gesicht der Insel. Am besten kann man in diese Erlebniswelt auf den 30 Etappen des Wanderwegs E4 eintauchen. Dabei liegt der besondere Reiz in emotionalen Extrempositionen. Man erlebt eine Distanzierung von den Alltagssorgen und gewinnt Eindrücke, die sich tief in die Gefühls- und Gedankenwelt einprägen. Das Motto lautet: Ankommen im Hier und Jetzt.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Erleben und Entdecken. Und Sie werden wiederkommen – auf eine wunderbare Insel Griechenlands – wie so viele andere schon.
Plädoyer und Ermutigung zum Europäischen Fernwanderweg E4
Die Touren 1–37 dieses Wanderführers beschreiben den Europäschen Fernwanderwegs E4 durch Kreta. Die trockenen und leidenschaftslosen Fakten sind schnell und einfach aufgezählt: 30 Etappen mit insgesamt 499 km Länge, 18.206 Höhenmeter bergauf, 18.132 Höhenmeter bergab. Es gibt vier Biwakübernachtungen, das Gewicht des Rucksacks beträgt zwischen 6,4 und 11 kg. Das klingt nach einer echten Herausforderung. Legen wir einmal die Fakten zur Seite und betrachten zu erwartende innere Empfindungen – Emotionen.
Innerhalb der 30 Tage werden wir zwangsläufig emotionale Extrempositionen an uns kennenlernen, von Frustration – sich zum Beispiel komplett verlaufen zu haben – bis zu einem erhabenen Glücksgefühl – einen schwierigen Wegabschnitt geschafft oder einen der höchsten Berge bestiegen zu haben. All diese Emotionen liegen sehr nahe beieinander und können innerhalb eines Tages erlebt werden und sind eine prägende Lebenserfahrung. Auf klassischen Tagestouren nehmen wir die Alltagssorgen mit, denn nach der Rückkehr fühlt man sich zwar erschöpft und erholt, aber die Sorgen und Grübeleien wurden nur kurz verdrängt. Auf einer 30-tägigen Wanderung hingegen distanziert man sich automatisch von den Problemen des Alltags – diese treten weit in den Hintergrund.
Auf einem Fernwanderweg prägen sich Eindrücke, Abenteuer und Erlebnisse tief in die Gefühls- und Gedankenwelt ein. Sie werden nachhaltig auf der Festplatte Gehirn gespeichert und sind später wieder abrufbar. Wir reduzieren unsere Tagesplanung auf das Wandern, die Wegfindung, auf Essen und Schlafen. Wir nehmen wieder Geräusche, Gerüche und Berührungen bewusst war – wir sind angekommen im Hier und Jetzt. Das Geheimnis glücklicher Menschen?