Pasaporte

Mit dem sogenannten Pasaporte kann der Urlauber mit einer einzigen Zahlung 7 Besucherzentren auf El Hierro kennenlernen. Es handelt sich um ein dickeres gefaltetes Papier, in dem die besuchten Orte abgestempelt werden. Dieser in traditionellem Design entworfene Pass ist in den Tourismusbüros des Cabildos (GPS-Koordinaten 27.807210 ‑17.915439), am Flughafen und in den Besucherzentren El Julan, El Garoé und Reserva de la Biosfera de El Hierro zu bekommen. Er bietet folgende Vorteile:

  • Wer wirklich jedes Museum und jede Sehenswürdigkeit sehen möchte, kann hier bares Geld sparen.
  • Erheblicher Rabatt auf den allgemeinen Preis der Tickets mit einer einzigen Zahlung.
  • Alle Zentren können in der gewünschten Reihenfolge besucht werden.
  • Außerdem erlaubt das Dokument wiederholten Zutritt zu den Sehenswürdigkeiten.
  • Nach dem Einlesen eines QR-Codes öffnet sich eine Webseite mit kurzen allgemeinen Informationen über die jeweilige Sehenswürdigkeit.

Eintrittspreise (Stand 2020):

  • Herreño Resident von El Hierro: 4,95 €
  • Einwohner von den Kanarischen Inseln: 14,95 €
  • Nichtansässiger (gleich Besucher und Urlauber): 17,95 €
  • Kinder unter 11 Jahren benötigen keinen Reisepass, da der Eintritt für sie frei ist.

Museumsdorf Ecomuseo

Beim Besuch des Museumsdorfs Ecomuseo wird über das 20. Jahrhundert, die ursprüngliche Architektur der Häuser und die Lebensweise der Einwohner berichtet. Einige Häuser sind noch mit dem ursprünglichen Mobiliar und Hausrat jener Zeit bestückt. Verblüffend ist der wirtschaftliche Umgang mit dem Niederschlagswasser. Nicht nur in Guinea ist Trinkwasser ein sehr wertvolles Gut. Außerdem wird vom traditionellen Obst- und Gemüseanbau und von der Haltung der Haustiere berichtet. Auf einer sehr lohnenswerten und interessanten Zeitreise können vier verschiedene Häuser besichtigt werden, alle mit Liebe zum Detail restauriert.

Auf der gleichen Rundtour durch das Gelände wird auch über die Geschichte und die Auffangstation der Rieseneidechsen berichtet. | ECOMUSEO DE GUINEA  | befindet sich direkt an der Verbindungsstraße von Frontera nach Las Puntas, Carretera General Las Puntas, 38911 Frontera | +35922555056 | Eintritt 7,50 €, mit dem Pasaporte dementsprechend günstiger | Öffnungszeiten: täglich 9:00–14:00 und 17:00–20:00 | GPS-Pkw 27.774406 -17.999093 | siehe Wanderung 32* |

Museum Interpretacion Vulcanologica

Zwischen Oktober 2011 und März 2012 bebte der Unterwasservulkan Eldiscreto nahe dem Fischerdorf La Restinga. Der heutige vulkanische Kegel befindet sich 88 m unterhalb der Wasseroberfläche. Das Centro de Interpretacion Vulcanologica berichtet von den Geschehnissen.

Im ersten Gebäude zeigt eine große interaktive Wand verschiedene vulkanische Landschaften. Dank eines Präsenzmelders wird ein modernes kinetisches System aktiviert. Die Bildschirme zeigen ein großes Grafikpanel mit Texten und Bildern, die der Betrachter nach seinen Vorstellungen steuert, sodass er interessante Informationen geliefert bekommt. Im zweiten Gebäude befindet sich eine audiovisuelle Show, die den Ausbruch vor der Küste von La Restinga Revue passieren lässt – ein Erlebnis, das man nicht versäumen sollte. | Centro De Interpretacion Vulcanologica  | Das Zentrum befindet sich an der Verbindungsstraße von El Pinar nach La Restinga. | Eintritt: Dieser Besuch ist im Pasaporte enthalten. | Öffnungszeiten 10:00–18:00, geschlossen am Montag | GPS-Pkw 27.664813 -17.995598 | siehe Wanderung 02* |

Museum – die großen Echsen von El Hierro

El Hierro ist seit Urzeiten von den Großeidechsen (Lagarto gigante) bevölkert. Sie fristeten ein weitgehend ungestörtes Dasein. Das änderte sich mit der Besiedlung durch den Menschen, denn die Ureinwohner fanden eine natürliche Nahrungsquelle in den Tieren. Noch schlimmer wurde die Situation nach der Kultivierung der Insel, auf einmal bekamen die Echsen mit Hund und Katze Fressfeinde. Die große Echse galt dann ab 1930 bereits als ausgestorben, bis 1975 in der Felswand Fuga de la Gorreta, bei Las Puntas in El-Golfo-Tal, eine kleine Kolonie wiederentdeckt wurde. Die dort gefundenen Exemplare waren 60–70 cm lang, Skelettfunde dokumentieren aber, dass sie bis 120 cm lang werden können. Die gefährdete Art wurde sofort unter Naturschutz gestellt. Da sie heutzutage auf El Hierro wegen der vielen Katzen und Greifvögel nicht überlebensfähig ist, wird die bedrohte Art in der Auffangstation Lagartario weiter gezüchtet und kann bei La Frontera von Besuchern bewundert werden. Dort erreichen die Rieseneidechsen eine Durchschnittsgröße von ca. 60 cm mit einem Gewicht von 400 g und sie werden bis zu 40 Jahre alt. Auch wurden an mehreren Orten der Insel Tiere freigelassen und mit Mikrochips versehen, um die Auswilderungserfolge zu überprüfen und weitere Forschungen über das Verhalten der endemischen Riesenechsen zu ermöglichen. | Ecomuseo de Guinea  | Carretera General Las Puntas, 38911 Frontera | +35922555056 | mit dem Pasaporte El Hierro vergünstigt | Öffnungszeiten täglich 9:00–14:00 und 17:00–20:00 | GPS-Koordinaten 27.774162 -17.998357 | siehe Wanderung 34* |

Museum – archäologische Stätten Tagoror und Los Letreros

Die Ureinwohner von El Hierro wurden Bimbaches genannt und stammen von afrikanischen Berberstämmen ab. Wenn von den Ureinwohnern der Kanaren die Rede ist, so wird oft der Name Guanchen genannt; dies waren aber die Ureinwohner von Teneriffa. Die Bimbaches waren ein sehr friedliebendes Volk mit einer komplexen sozialen Struktur, obwohl sie wie in der Steinzeit lebten. Sie leisteten bei der Eroberung durch die Spanier im 15. Jahrhundert kaum Widerstand. Hinterlassenschaften sind Petroglyphen (Steinzeichnungen) an verschiedenen Stellen von El Hierro, die aber bis heute kaum gedeutet und verstanden werden. Die bedeutendsten Steininschriften sind die sogenannten Los Letreros bei El Julan, wo auch Reste eines Versammlungsplatzes, der Tagoror genannt wird, zu finden sind. Die Gravuren sind jedoch aufgrund von klimatischen Einflüssen und Souvenirjägern stark mitgenommen. Mumifizierte Leichen mit Grabbeigaben, vor allem Gegenstände des täglichen Gebrauchs, sind im angegliederten Museum als Exponate ausgestellt. Die archäologischen Stätten kann man nur im Rahmen einer geführten Wanderung erkunden. Diese ist am vorigen Tag per Mail (eljulan@gmail.com) oder Telefon (922554109) zu buchen und findet zwischen 10:00 und 18:00 statt. Diese Erkundung ist nicht im El-Hierro-Passport enthalten. | GPS-Koordinaten 27.713580 -18.056691 | siehe Wikipedia | siehe Wanderung 11* |

Museum für Volkskunde – Casa de Las Quinteras Ethnographic Center

Die Insel El Hierro liegt am Rande der Zivilisation, daher waren die Einwohner schon immer darauf angewiesen, alles, was sie zum täglichen Leben benötigten, selber herzustellen. In diesem kleinen Museum werden Exponate wie Handmühlen, Korbgeflechte, eine komplette Schmiede, Webstühle, langlebige Tücher, Tontöpfe und Werkzeuge für das Haus sowie für die Arbeit auf dem Acker ausgestellt. Noch heutzutage lebt diese erlernte Handwerkskunst in der Kultur der Insulaner weiter. Der Besuch des Museums ist im El-Hierro-Passport enthalten. | Öffnungszeiten 9:00–14:00 | GPS-Koordinaten 27.805652 ‑17.916814 | siehe Wanderung 39* |

Weinmuseum

Auf El Hierro gibt es 7 Weingüter (Bodegas), wo auf 192 ha Rebfläche je nach Saison bis zu 75.000 l Wein produziert werden. Dabei blickt El Hierros Weinanbau auf eine lange Geschichte zurück, denn der erste Weinberg wurde 1526 von dem Engländer John Hill angelegt. Mitte des 17. Jahrhunderts erreichte die Weinproduktion etwa 60.000 Liter. Interessanterweise wurde mehr Schnaps als Wein für den Export nach Kuba und Venezuela erzeugt. Die Höhenlage der Weinberge beträgt 200 bis 700 m, die Böden sind vulkanischen Ursprungs und das Klima ist feucht, trotz geringer Niederschlagsmengen. Dabei wird sowohl weißer als auch roter Wein produziert. Natürlich kann man die köstlichen Weine in Bodegas, Märkten, Weingeschäften und im Weinmuseum kaufen. | Calle El Hoyo, 38911 La Frontera | Tel.: 922559622 | E-Mail: comunicacion@doelhierro.es | Webseite | Öffnungszeiten: auf Anfrage | GPS-Koordinaten 27.754082 -18.003313 | siehe Wanderung 27* |

Centro de Interpretacion de la Reserva de la Biosfera

In der Ausstellung werden die sehr verschiedenen Gesichter der Insel dargestellt, die stark von der räumlichen Entfernung zu anderen Inseln geprägt ist. Es wird berichtet über die Natur, die Landschaften und die Vielfalt der Insel sowie über das Wesen ihrer Bewohner, die tief mit ihrer felsigen Heimat verbunden sind – einer Insel, die einst das Ende der bekannten Welt (Finis terrae) darstellte und bereits jetzt in eine neue Welt aufgebrochen ist, mit dem Biosphärenreservat und nachhaltigen Technologien. Dieser Besuch ist im El-Hierro-Passport enthalten. |  Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10:00–18:00 | Calle Ferinto 32, 38915 Isora | GPS-Koordinaten 27.750894 -17.948250 | siehe Wanderung 23* |

Museum – Las Cancelitas Park

Oberhalb von Valverde wurde ein Themenpark zur Flora und Fauna der Insel sowie über die Geschichte der Landwirtschaft und der Viehtraditionen errichtet. Ein wunderschöner Interpretationsspaziergang führt durch die typische Flora von El Hierro – besonders beeindruckend sind die Drachenbäume. Auf einem der vielen Pfade, die vom großen Parkplatz abgehen, gelangt der Besucher zu einem schönen Aussichtspunkt mit Picknickbänken. Beim Besucherzentrum stehen zwei mächtige Holzskulpturen der Künstlerin Jessica CarPer. In den letzten Jahren wurde die Anlage leider nicht mehr instand gehalten, sodass das Gelände etwas heruntergekommen ist. Die Inselregierung berichtet, dass im Winter 2017/2018 ein Projekt zur Wiederherstellung der Substanz angestoßen wurde. | GPS-Koordinaten 27.809260 -17.926357 | siehe Wanderung 39* |

Der heilige Baum Garoé

Der Garoé, hergeleitet aus der Sprache der Berber Fluss oder Lagune, ist der heilige Baum (Arbol Santo) der Ureinwohner (Bimbaches) und ein Wahrzeichen von El Hierro. Auch im Wappen der Kanarischen Insel findet man diesen Baum, wo er mit einer Wolke abgebildet ist. Der Garoé wächst in einer Felsnische auf 1.032 m Höhe im Staubereich der Passatwolken. Das Rezept seines niederschlagenden Erfolges: An seinen Blättern und Zweigen kondensiert der Garoé ständig Luftfeuchtigkeit aus den vorbeiziehenden Wolken. Es scheint, als würde es bei dichtem Nebel tatsächlich etwas regnen. Der ursprüngliche Baum wurde 1610 bei einem Orkan entwurzelt, der neue ist inzwischen ca. 7 m hoch. Unterhalb der Nische befinden sich kleine, in den Stein gelassene Zisternen, in denen das Wasser vor Verdunstung geschützt ist. An der Kasse findet man ein kleines Informationszentrum sowie einen Souvenirladen. Der Besuch des Museums ist im El-Hierro-Passport enthalten.  | Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10:30–17:30 und sonntags 11:00–14:00 | siehe auch Wikipedia | GPS-Koordinaten 27.795893 -17.942691 | siehe Wanderung 41* |

Die Kanarischen Inseln: 7.700 km² Urlaubsfeeling

Der Archipel der Kanarischen Inseln mit seiner Gesamtfläche von etwa 7.700 km² liegt 100–300 km vor der Nordwestküste Afrikas – etwa auf der Höhe der Westsahara und Marokkos – und erstreckt sich zwischen dem 13. und 18. Grad westlicher Länge sowie dem 27. und 29. Grad nördlicher Breite. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt etwa 200 km, die Ost-West-Ausdehnung etwa 500 km. Die spanische Festlandküste bei Cadiz ist über 1.100 km von den Kanaren entfernt. Die gesamte Inselgruppe umfasst 13 Inseln, darunter sechs kleine, die zum Teil unbewohnt sind. Die Kanarischen Inseln im Vergleich:

  • Lanzarote: 845 km², 141.437 Einwohner, 213 km Küste, höchste Erhebung 607 m, 18 °C Wassertemperatur und 21 °C Lufttemperatur.
  • Gran Canaria: 1.560 km², 829.597 Einwohner, 236 km Küste, höchste Erhebung 1.949 m, 19 °C Wassertemperatur und 21 °C Lufttemperatur.
  • Fuerteventura: 1.660 km², 100.929 Einwohner, 256 km Küste, höchste Erhebung 807 m, 18 °C Wassertemperatur und 20 °C Lufttemperatur.
  • Teneriffa: 2.034 km², 906.854 Einwohner, 360 km Küste, höchste Erhebung 3.718 m, 19 °C Wassertemperatur und 20 °C Lufttemperatur.
  • El Hierro: 278 km², 10.162 Einwohner, 110 km Küste, höchste Erhebung 1.501 m, 19 °C Wassertemperatur und 19 °C Lufttemperatur.
  • La Gomera: 373 km², 21.952 Einwohner, 100 km Küste, höchste Erhebung 1.487 m, 19 °C Wassertemperatur und 19 °C Lufttemperatur.
  • La Palma: 706 km², 86.528 Einwohner, 166 km Küste, höchste Erhebung 2.426 m, 18 °C Wassertemperatur und 20 °C Lufttemperatur.

Interessantes – Feuerwachturm auf dem Vulkanrand

Eine unachtsam weggeworfene Zigarette löste am 10. September 2006 inmitten des Landschaftsparks La Mareta einen schlimmen Waldbrand aus. Begünstigt durch den stark wehenden Passatwind und hohe Umgebungstemperaturen breiteten sich die Flammen schnell aus. Aus sicherer Höhe warfen Löschhubschrauber große Wassermengen großflächig auf die betroffenen Gebiete ab. Am Boden waren über 300 Feuerwehrleute und Freiwillige drei Tage lang im Einsatz, bis das Feuer endlich unter Kontrolle gebracht werden konnte. Mehr als 1.400 Hektar Pinienwald und landwirtschaftlich genutzte Äcker brannten nieder. Nach diesen verheerenden Waldbränden von 2007 hat die Inselregierung ein neues Konzept zur Bekämpfung von Waldbränden ausgearbeitet. Dazu gehört ein Feuerwachturm auf dem Vulkanrand des 1.253 m hohen Mercader, von dem aus die ausgedehnten Pinienwälder überblickt werden können. Eine Besonderheit stellen die Kanarischen Kiefern dar: Sie sind feuerfest und können mit ihren langen Nadeln mehr Kondenswasser aus dem Nebel gewinnen als ihre Kollegen auf dem spanischen Festland. | GPS-Koordinaten 27.713961 -18.015716 | siehe Wanderung 05* |

Interessantes – Wind-Wasser-Kraftwerk Gorona del Viento

Bis 2014 wurde die Insel El Hierro ausschließlich mit Strom aus 13,6 MW starken Dieselaggregaten versorgt. In Spitzenzeiten wurden pro Jahr ca. 10.000 t Diesel im Wert von 11 Millionen € verbrannt. Eines der strategischen Ziele von El Hierro ist es, die erste energieautarke Insel der Welt zu werden, unabhängig von fossilen Energien. Mit der Inbetriebnahme des Wind-Wasser-Kraftwerks Gorona del Viento im Juni 2014 hat El Hierro einen riesigen Schritt in die richtige Richtung gemacht, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen. Fünf Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 11,5 MW wurden dazu auf einem Bergrücken im Nordosten der Insel errichtet. Zusätzlich wurde ein 380.000 Kubikmeter fassendes oberes Wasserbecken zur Speicherung von Wasser für Bewässerungszwecke und für das Pumpspeicherkraftwerk gebaut. Bei Windenergieüberschuss kann Wasser aus dem 150.000 Kubikmeter großen Unterbecken – welches sich auf Meereshöhe befindet – in das 655 m höher gelegene obere Becken gepumpt werden. Auf diese Weise wird die Energie gespeichert! Bei Strombedarf wird das Wasser des Oberbeckens zurück in das untere Becken geleitet und mittels Wasserturbinen wird Energie erzeugt. Die Kosten für das Projekt betrugen 85 Millionen Euro. Die Stromproduktion soll auch den Bedarf für die Meerwasserentsalzungsanlagen und spätere Elektrofahrzeuge decken. Die erhoffte Kostenersparnis soll in die Infrastruktur der Insel und in attraktive Arbeitsplätze investiert werden, um so auch die Abwanderung zu stoppen. | GPS-Koordinaten 27.795053 -17.909400 | siehe Wanderung 40* |

Interessantes – Plausibilität von GPS-Tracks

Mit dem nachfolgend geschilderten Beispiel möchte ich jeden Benutzer von satellitengestützten Navigationshilfen anregen, sich stetig kritisch mit der Plausibilität der heruntergeladenen GPS-Tracks auseinanderzusetzen. Dieses gilt im Besonderen für Variantenabfahrten, wo sich der Skifahrer immer wieder den jährlich verschiedenen – teils stündlich wechselnden – Bedingungen anzupassen hat. Der an der Universität Alberta in Kanada promovierte Professor Claudio Aporta hat sich auf die Ethnografie der Inuit spezialisiert. Eine seiner Publikationen beschreibt ein verblüffendes Ergebnis: Dort wurden 400 verschiedene Plätze sowie 37 Wege von Jägern und Inuit anhand von GPS-Navigation dokumentiert. Das Ziel war es, diese nun aufgezeichneten Informationen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Die Inuit sind eines der bekanntesten Völker der Erde. Jahrtausende überlebten sie ohne technische Hilfsmittel in Schnee und Eis. Als Verbesserung und Vereinfachung gedacht, hat sich durch Zuhilfenahme der GPS-Navigation die Zahl der Unfälle der Inuit nun aber sichtlich erhöht. Der Eskimo, der Variantenabfahrer und der Wanderer wiegen sich in trügerischer Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein! Dabei besteht die große Gefahr, die Achtsamkeit für dünnes Eis, verdeckte Gletscherspalten oder unerwartete Felsabbrüche zu vernachlässigen. Daher der wichtige Hinweis: Die Navigation mit GPS-Tracks ist zwar spannend und hilfreich, aber trotzdem ist es essenziell, sich nicht nur auf die Technik zu verlassen, sondern achtsam zu bleiben, im Einklang mit der Natur und die Plausibilität jedes Streckenabschnitts zu hinterfragen.

Interessantes – Casinos auf El Hierro

Casinos sind Gebäude mit Räumen für gesellige Zusammenkünfte, die ab 1925 in allen Ortschaften auf El Hierro eröffnet wurden. Diese sogenannten Freizeitgesellschaften waren die Zentren des gesellschaftlichen Lebens und wurden bis in die Mitte der Siebzigerjahre betrieben. Während der Franco-Diktatur waren es die einzigen Freizeitzentren der Insel, allerdings standen sie unter strenger Kontrolle. Aus Tanzfesten wurden Diskotheken, aus Laienmusikern wurden professionelle Orchester und aus Büchersammlungen wurden Stadtbibliotheken. Da Fernsehgeräte ein Luxusartikel waren, kamen die Familien in den öffentlichen Räumlichkeiten zusammen, um dort das Fernsehprogramm zu verfolgen. Heutzutage gibt es nur noch die Casinos in Valverde und Sabinosa. Die Gebäude erkennt man aber weiterhin an ihrer Aufschrift Casino, wie zum Beispiel das in San Andrés. | GPS-Koordinaten 27.770618 -17.954680 | siehe Wanderung 29* |

SAR-Hubschrauber: ein neues Kapitel

In einem großen gelben Hangar ist die Gruppe für Bergung, Rettung und Bekämpfung von Waldbränden (Grupo de Emergencias y Salvamento, kurz GES) untergebracht. Sie ist der Generaldirektion für Sicherheit und Notfall der Regierung der Kanarischen Inseln unterstellt. Seit 2017 operiert von dort der polnische Mehrzweckhelikopter PZL W‑3 Sokół. Mit viel Glück sieht man, wie der SAR-Hubschrauber zum Einsatz aufbricht oder zurückkommt. Über Felder gelangt man an einen dem Meer zugewandten Begrenzungszaun; 10 m hinter dem Zaun steht gewöhnlich der einsatzbereite Helikopter vor dem Hangar. | siehe Wikipedia | GPS-Koordinaten 27.779933 -18.013400 | siehe Wanderung 34* |

Cooperativa Ganderos de El Hierro – die besten Käsesorten von El Hierro

Lange Zeit wurde der Käse auf El Hierro nach seiner Herstellung im nächstgelegenen Dorf verkauft und dann von dort weiterverkauft oder auf die Nachbarinseln verschifft. Den größten Gewinn schöpfte dabei der Zwischenhändler ab. Um diesen Kreislauf zu unterbrechen, wurde im September 1981 eine Genossenschaft (Cooperativa) ins Leben gerufen, die im März 1985 ihre Arbeit aufnahm. Das Besondere ist, dass in einer Kooperative jedes Mitglied eine Stimme hat und mitentscheiden kann. Besonders gut gefällt mir der Leitsatz auf der Webseite: „Käse von der Insel El Hierro hat nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen kulturellen Wert.“ Tipp: Sehr lohnenswert ist ein Ausflug in die Vielfalt von Aromen und Geschmacksrichtungen der verschiedenen Käsesorten, bei deren Herstellung die Tiere nur das zu essen bekommen, was es auch ursprünglich auf der Insel gibt. | Webseite | Öffnungszeiten wochentags 8:00–14:00 | GPS-Koordinaten 27.769941 -17.946130 | siehe Wanderung 35* |

Cooperativa Frontera: Früchte

Erst in den 1960er-Jahren wurde das El-Golfo-Tal urbar gemacht, indem Mutterboden aus der Hochebene antransportiert wurde. Mit gutem Grund, denn das Tal mit seinem warmen subtropischen Klima eignet sich hervorragend zum Anbau von Südfrüchten. 1976 wurde dann die Genossenschaft Frontera ins Leben gerufen, die wir auf der heutigen Wanderung durch die Plantagen der Genossenschaft sehen werden. Jährlich werden 2 Millionen Kilogramm Bananen geerntet sowie auf 80 ha weitere Obst- und Gemüsearten wie Ananas, Mangos, Wassermelonen, Carambola – auch als Sternfrucht bekannt –, Pippinäpfel, Papayas, Avocados oder Zwiebeln angebaut. Leider kann man die Verladehallen nicht besuchen, kommt aber auf den Wanderungen an vielen Anbaufeldern vorbei. | Webseite | GPS-Koordinaten 27.765027 -18.023586 | siehe Wanderung 31* |

Interessantes – Passatwinde

Der Wind ist eines der wichtigsten klimatischen Elemente auf El Hierro. Dabei überwiegen Winde aus Nordosten mit einer Stärke von bis zu 70 Kilometer die Stunde und öfters sogar bis zu 90 Kilometer die Stunde. Die Passatwinde sind das ganze Jahr hindurch beständig. Sie bewegen sich vom Süd- und Nordpol (Hochdruckgebiet) bis zum Äquator (Tiefdruckgebiet) und haben ihren Ursprung im Azorenhoch. Auf den Kanarischen Inseln können zwei verschiedene Passatwinde unterschieden werden: Einerseits gibt es die frischen und feuchten Passatwinde aus dem Norden und Nordosten, die zwischen dem Meeresspiegel und 1.500 m Höhe auftreten. Andererseits wehen auf über 1.500 m Höhe die trockenen und warmen Höhenwinde, die sich aus der allgemeinen Westzirkulation ergeben. Die mit dem Nordost-Passatwind ankommenden Wolken bleiben an den Berggipfeln des Höhenzugs von El Hierro hängen und geben ihre Feuchtigkeit an die Bäume ab. Im Nordosten der Insel, im Staubereich der Wolken, ist es deshalb oft bewölkt und windig, während es auf der anderen Seite der Insel trocken und sehr heiß ist. Daraus ergibt sich ein immer wiederkehrendes und sehr beeindruckendes Wolkenspiel. | GPS-Koordinaten 27.751856 -17.981221 | siehe Wanderung 20* |

El Hierro: die meistgeschützte Insel der Kanaren

Das Netz an Wanderwegen durchquert 8 Naturschutzgebiete über alle Höhenstufen der Insel mit den jeweils charakteristischen Vegetationsgemeinschaften – wie dem duftenden Baumheidebuschwald, dem immergrünen Lorbeerwald, den tausendjährigen Zedernwacholderbäumen und dem hundertjährigen Kiefernwald. Auf El Hierro steht mehr Territorium unter Naturschutz als auf irgendeiner anderen Insel der Kanaren! In Zahlen bedeutet das 58,1 % der Fläche und 26 % der endemischen Spezies. An zweiter Stelle folgt Teneriffa mit 48 % der Fläche. In der folgenden Abbildung sind hervorgehoben:

  1. Naturschutzgebiet Mencafete mit seinem einzigartigen Lorbeerwald, dem am besten erhaltenen kanarischen Wacholderwald und der einzigen ganzjährig Wasser führenden Quelle
  2. Naturschutzgebiet Roques del Salmor aus der zweiten Entstehungsphase der Insel mit hohem geologischen Wert und Heimat der Rieseneidechse.
  3. Sondernaturschutzgebiet Tibataje mit seinen dramatischen Landschaften, entstanden durch einen gigantischen Bergsturz.
  4. Landschaftspark Frontera, das flächenmäßig größte Gebiet mit seinen Gemeinschaftsweiden auf der Dehesa-Hochebene, seinen Vulkankegeln, Lavaströmen, der Kapelle der Gottesmutter Virgen de los Reyes und den archäologischen Stätten El Julan.
  5. Naturdenkmal Las Playas mit seinen steilen Felswänden und einem weiteren Wahrzeichen der Insel, dem Felsen Roque de la Bonaza.
  6. Landschaftsschutzgebiet von Ventejis aus der ersten Entstehungsphase der Insel und Standort eines weiteren Wahrzeichens der Insel, dem legendenumwobenen heiligen Baum Garoé.
  7. Landschaftsschutzgebiet Timijiraque mit seinen ursprünglichen und zerklüfteten Landschaften und Schluchten und weit ausgedehnten Wolfsmilchpopulationen.
  8. Besonders hervorzuheben ist das Sondermeeresschutzgebiet Mar de Las Calmas, ein Biosphärenreservat.

Interessantes – Scirocco und Calima

Normalerweise weht ein frischer Nordost-Passatwind über El Hierro, einhergehend mit einer klaren Fernsicht. Das war heute jedoch anders. Es war stickig, der Wind heiß, als ob man mit einem Föhn angeblasen wird. Was passiert hier gerade? Über Nacht kletterte die Lufttemperatur auf ca. 40 °C. Dieses Phänomen gibt es mehrmals im Jahr und ist die Auswirkung einer östlichen Strömung, die heiße Luft direkt aus der Sahara bringt. Der Wüstenwind heißt Scirocco – in Extremfällen können auch Geschwindigkeiten eines tropischen Wirbelsturms erreicht werden, was dann als Calima bezeichnet wird. Bei dieser Wetterlage ist es sehr dunstig, mit der daraus resultierenden schlechten Fernsicht, und der Himmel erscheint bis zu einer Höhe von ca. 300 m in ockerbraunen Tönen. Da Lanzarote und Fuerteventura näher an Afrika liegen und auch niedrigere Gebirge haben, gibt es den Calima dort öfter und intensiver als auf El Hierro. Auch werden Staubpartikel und sogar Heuschrecken aus der Sahara mit diesen Stürmen über den Atlantischen Ozean getragen. Für den Menschen harmlos, zerstören sie die Ernte und verscheuchen Urlauber von den Badeplätzen. Auf El Hierro empfehlen sich dann einfache Wanderung in größeren Höhen, wie zum Beispiel auf den 1.501 m hohen Pico de Malpaso. Aus der Not entstand eine pfiffige Geschäftsidee: Restaurants fingen an, Kochrezepte von in Knoblauch frittierten Heuschrecken anzubieten. Nun denn! | GPS-Koordinaten 27.753240 -17.978771 | siehe Wanderung 20* |

Interessantes – José Padrón Machín: der Chronist von El Hierro

Wir sind am Ende unserer Reise durch kanarische Insel El Hierro. José Padrón Machín, ein bekannter Journalist auf El Hierro, wurde 1905 in El Pinar geboren. Er starb 1996 auf Teneriffa im Alter von 91 Jahren. Als Chronist der Insel El Hierro schrieb er im Februar 1970 die folgenden Worte über die Punta de la Orchilla mit dem Leuchtturm Faro de Orchilla: | GPS-Koordinaten 27.706671 -18.147513 | siehe Wanderungen 09* und 10* |

 

Ohne Zweifel erlebt man hier am Ende der Insel alles großartiger und gewaltiger.

Die Unendlichkeit des Meeres erscheint noch ergreifender und geheimnisvoller:

die Seevögel fühlen sich als Herren der steilen Klippen und des Meeres,

sie schwingen sich unbeeindruckt in den blauen Himmel oder lassen sich auf den Wellen treiben;

die Prise ist wärmer und tiefer ihr Gesang,

die Stille wird größer und erwartungsvoller…

Es sind die Atemzüge einer Welt, die dort endet.