Über den Autor

Michael Will lebte 25 Jahre im Alpenrosenweg in Hamburg, bis es ihn nach dem Flugzeugbaustudium nach München zog, um seiner starken Affinität, dem Wandern und Skifahren, nachzugehen. Bereits 2002 begann er damit, besondere Touren zu dokumentieren und neue Wanderwege auszuarbeiten. Daraus entstand ein erstes Projekt mit einem online Variantenabfahrten-Führer, in dem 60 Skitouren in Norditalien präsentiert werden. 2012, nach genau weiteren 25 Jahren, zog er nach Kalifornien an der Ostsee.

Seit über 15 Jahren reist Michael Will immer wieder auf die Kanarischen Inseln. Durch seine starke Naturverbundenheit und langjährige Wandererfahrung vermittelt er in seinen Wandervorschlägen den einzigartigen Reiz und die beeindruckende Mannigfaltigkeit der Insel El Hierro. Bei der Tourenplanung legt er Wert auf eine ausgewogene Kombination aus Wanderurlaub und Badeurlaub, wobei auch die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten nicht zu kurz kommt. Dabei hat er einen hohen Anspruch an individuelle Übernachtungsmöglichkeiten und einmalige Restaurants.

      … sein Treibstoff ist es, neue Wege zu gehen, damit sie entstehen …

Vorwort

Nähert man sich dem südwestlichsten Zipfel der Kanaren, dem Eiland El Hierro, mit der Fähre oder dem Flugzeug, so trifft man zunächst auf die steinigen und trockenen Regionen der Insel. Erst nach eingehender Erkundung fällt dem Betrachter die enorme Vielfältigkeit der Natur auf. El Hierro misst in der Länge nicht einmal 30 km, an der schmalsten Stelle ist die Insel sogar nur 8,6 km breit. Trotzdem erhebt sich der höchste Berg, der Malpaso, auf 1.501 m. Krasser können sich landschaftliche Gegensätze auf einer so kleinen Insel nicht präsentieren. Satt grüne Nebelwälder, dichte Kiefernwälder und stark zerklüftete Küstenabschnitte stehen im Kontrast zu kargen Wüstenzonen sowie leicht zugänglichen Küsten. El Hierro ist von mehr als 500 sichtbaren Vulkankratern – das ist Rekord auf den Kanarischen Inseln –, über 300 neuzeitlichen Lavaströmen, bis jetzt 70 dokumentierten Höhlen, drei mächtigen Bergstürzen und natürlich vom Meer geprägt. Daraus resultieren verschiedenste Klimazonen und Vegetationsstufen. Besonders surreal wirken die fruchtbaren grünen Wiesen auf den Hochebenen von El Hierro. Dort weiden Kühe, Pferde und Ziegen – getrennt durch ein gigantisches Netz aus Trockensteinmauern; ein einzigartiger Lebensraum auf den Kanarischen Inseln.

Kilometerlange Sandstrände wie auf Gran Canaria oder Fuerteventura gibt es auf El Hierro nicht, dafür aber 20 erlebnisreiche Bademöglichkeiten. Die Inselregierung setzt auf Ökotourismus statt auf Massentourismus, der Individualreisende wird sehr wohlfühlen.

In griechischen und römischen Erzählungen wurden die Kanarischen Inseln als die Glücklichen Inseln bezeichnet. Und tatsächlich, El Hierro ist ein Paradies auf Erden, ca. 30 Minuten Flugzeit vom Rest der Welt entfernt und eines der spannendsten Wanderziele auf den Kanarischen Inseln. Man taucht ab in die absolute Ruhe fernab der hektischen Welt und kann atemberaubende Wanderungen durch einmalige Naturlandschaften und Vegetationsstufen unternehmen. Urige Restaurants mit typisch kanarischer Küche und freundliche Inselbewohner runden den Genuss ab.

Das Erlebnis El Hierro wartet!

Die Destination – wofür steht El Hierro

Nach El Hierro kommen nur wenige Urlauber und dafür gibt es vor allem drei Gründe. Erstens: Aufgrund seiner extremen Lage gibt es keine Direktflüge vom Festland. Zweitens: Es gibt nur 20 kleinere Strandabschnitte oder Badebecken, wie zum Beispiel den 150 Meter langen schwarz-roten Sandstrand Playa del Verodal. Und drittens: Es herrschen unsichere Klimabedingungen in bestimmten Regionen der Insel und in den Wintermonaten. Es heißt zwar, dass irgendwo auf der Insel immer die Sonne scheint, aber trotzdem prägt der Passatnebel das Klima mehr, als es den meisten Reisenden recht wäre. Aufgrund dessen ist die Insel alles andere als überlaufen, sehr zur Freude der Kenner und Liebhaber von El Hierro. Offiziell redet die Inselregierung von 10.000 bis 11.000 Einwohnern auf El Hierro. Aber in Wirklichkeit leben nur 5.000 bis 6.000 Menschen auf der kleinen Vulkaninsel. Dabei ist die größte Ansiedlung der Insel mit nur 1.700 Einwohnern die Landstadt Valverde. Eingebettet in einer grünen Landschaft mit Vulkanhügeln, präsentiert sich die Inselhauptstadt auch in der Gegenwart mit eher dörflichem Charakter.

Ohnehin gibt es gerade einmal 1.300 Gästebetten auf El Hierro. Von den 15 Mio. Besuchern, die die Kanarischen Inseln in 2016 verbuchen konnten, kamen lediglich 21.500 nach El Hierro. Auf den Nachbarinseln werden die Einwohner der touristischen Gebiete inzwischen unangenehm belästigt, es entsteht sogar mitunter ein aggressives Miteinander, während auf El Hierro der Urlauber als Gast willkommen ist und dementsprechend aufgenommen und integriert wird. Es gibt nur zwei 3-Sterne-Hotels, die gerade einmal mit einer ersten Etage aufwarten können; mehrstöckige Bausünden wie auf den Nachbarinseln sind undenkbar auf El Hierro. Es ist zu hoffen, dass El Hierro auch weiterhin vom Massentourismus verschont bleibt und so als ein Refugium der Ruhe und Erholung in dieser Form erhalten bleibt.

Wandern auf den Kanarischen Inseln heißt eine unendlich große Auswahl an Wanderrouten und Wanderzielen. Im Speziellen bedeutet das für den Kompass Wanderführer El Hierro: Wanderungen mit insgesamt über 433 km Streckenlänge laden dazu ein, die Insel zu Fuß zu erkunden. Ja, El Hierro ist ein wahres Wanderparadies und zeichnet sich durch sehr große Vielfalt auf geringer Fläche aus, die allen Ansprüchen gerecht wird. Die Palette reicht von gemütlichen Dorf- und Küstenwanderungen bis zu extremen Inseldurchquerungen.

Der Mensch entfernt sich immer mehr von der Natur. Nur wenige haben noch Kenntnisse über die Flora und Fauna, das Leben wird immer schneller und das Sozialverhalten nimmt ab. El Hierro steht für Natur pur und bietet die einmalige Möglichkeit, zur Natur zurückzufinden, um Ruhe und Entspannung zu erlangen. Damit das auch in Zukunft noch so bleibt, sind 6 % des Territoriums auf El Hierro gesetzlich geschützt. Im Jahr 2000 erkannte die UNESCO den Wert dieses Erbes ebenfalls an, indem sie die kleinste der Kanarischen Inseln zum Biosphärenreservat ernannte. Dieser Schatz der biologischen Vielfalt bietet einmalige Landschaften. Von den außergewöhnlichen Zedernwacholderwäldern, verwunschenen Feuchtwäldern mit Lorbeerbäumen und Flechten und dichten Kiefernwäldern bis hin zu mächtigen Klippen und Bergrutschen, bedeutenden Vulkanen und den Überresten von Lavaströmen, die ihren vulkanischen Ursprung offenbaren. Auf El Hierro kann man definitiv entschleunigen, wie es so schön auf Neudeutsch heißt.

Vor der Küste von El Hierro befinden sich mit die besten Tauchreviere, die Europa zu bieten hat. Ausgangspunkt ist das südlichste Fischerdorf Europas, La Restinga, das durch die hohen Berge der Insel vor den Passatwinden geschützt ist. So gibt es nur 2-3 Tage im Jahr, an denen die Tauchgänge aufgrund schlechten Wetters abgebrochen werden müssen. Das Boot bringt die Erlebnissuchenden zu den Tauchrevieren der Marine Reserve Mar de Las Calmas. Da diese Region unter Naturschutz steht, ist es verboten, den Anker zu werfen. Bojen markieren die Tauchgebiete und es gibt ein kontrolliertes Maximum von 12 Tauchern – so hat man niemals das Gefühl, in einem überfüllten Revier zu tauchen. Fischerei ist hier nur kontrolliert erlaubt, weshalb das Gebiet zu einem Tauchspot wurde. Absoluter Höhepunkt der bunten Unterwasserwelt ist die fast 100 m hohe Felsspitze El Bajon. Hier tummeln sich Rochen, Barrakudas, riesige Fischschwärme und gelegentlich sogar Walhaie.

El Hierro strebt an, die sauberste und grünste Insel der Welt zu werden. Um dieses ehrgeizige und nachhaltige Ziel umzusetzen, wurde zur Energieerzeugung eines der modernsten Wasser-Windkraftwerke der Welt auf El Hierro gebaut. Fünf Windräder trotzen den Passatwinden, erzeugen Strom und pumpen gleichzeitig Wasser zu einem in den Bergen liegenden Bassin. In windarmen Zeiten wird dann das Wasser aus dem oberhalb liegenden Wasserbecken in das untere abgelassen, sodass die Wasserkraft für den nötigen Strom sorgen kann. In 2017 erzeugte man bereits 50 % der Energie aus regenerativem Strom, die anderen 50 % noch aus Heizöl. In Zukunft möchte die Inselregierung Elektrobusse einsetzen sowie Ladestationen für Elektroautos und Fahrräder installieren. In 5-6 Jahren möchte man 100 % regenerativen Strom erzeugen, um dann nach Abzahlung der Verpflichtungen jeweils 5-7 Mio. € in die Insel zu investieren. Diese Mittel sollen für kleine Technologiestandorte eingesetzt werden, um so der Abwanderung der gut ausgebildeten Jugend entgegenzuwirken. Aber bis El Hierro wirklich die sauberste und grünste Insel der Welt ist, wird es noch ein wenig dauern.

Geschichte im Zeitraffer

Geschichte von El Hierro im Zeitraffer | 3000 v. Chr. bis 1402, Teil 1 von 4 |

Bis 2009 wurde es nur vermutet, aber dann bestätigten spanische und portugiesische Wissenschaftler durch Gentests die Abstammung der Ureinwohner der Kanaren von nordafrikanischen Berberstämmen. Aufgrund von archäologischen Funden glaubt man ziemlich sicher zu wissen, dass die Berberstämme ab 3000 v. Chr. damit begannen, die Kanaren zu besiedeln. Die Ureinwohner von El Hierro waren die sogenannten Bimbachen. Sie kannten weder Eisen noch Rad oder Töpferscheibe und waren ein friedliches Volk. Ihr Behausungen waren Höhlen oder Hütten aus Stein uns sie ernährten sich größtenteils von Obst, Vieh und Fischfang. Bei El Julan befinden sich die Felsgravuren Los Letreros. Sie sind stark mitgenommen durch klimatische Einflüsse und Souvenirjäger und bis heute nicht entziffert. So gibt es immer noch Legenden und offene Fragen über die Herkunft der Bimbachen. 85 bis 160 v. Chr. wurde die Insel El Hierro bereits kartografiert. Der Mathematiker Ptolemäus legte damals den Nullmeridian auf das Kap Orchilla an der Westspitze der Insel. Bis zur Entdeckung von Amerika wurde El Hierro als das äußerste Ende der westlichen Welt angesehen. Erst 1884 wurde der Nullmeridian nach Greenwich verlegt. Trotz dieser Bekanntheit wurde die Insel – wie die gesamten Kanaren – lange Zeit vergessen. Das 13. Jahrhundert war die Zeit des Aufbruchs zu neuen Welten und vor allem neuen Märkten. So erreichten die Spanier und Portugiesen auch die Insel El Hierro.

Geschichte von El Hierro im Zeitraffer | 1402 bis 1546, Teil 2 von 4 |

Der portugiesische König Alfonso IV. schickte im 14. Jahrhundert eine Expedition zu den Kanaren. So trafen die Eroberer Jean de Bethencourt, ein Franzose im Dienst der spanischen Krone, und Gadifer de la Salle 1402 nach der Inbesitznahme von Lanzarote und Fuerteventura auf El Hierro, eine Kultur mit den typischen Merkmalen der Jungsteinzeit. Die damals friedliche Herrschaft des Königs der Bimbachen, Armiche, soll der Eroberer Bethencourt durch eine List beendet haben. Anstatt des versprochenen friedlichen Paktes nahm Bethencourt alle Bimbachen gefangen, es folgte eine schlimme Zeit mit Gewalt und Sklaverei. Durch die spanischen Gouverneure und wechselnde Feudalherren herrschte Willkür und Tyrannei, unter Gewalt mischten sich die Völker der Ureinwohner und Eroberer. Im Jahre 1514 wurden die ursprünglichen Bewohner der Insel rechtlich den Spaniern gleichgestellt. Am 6. Januar 1546 wurde erstmals mit der Verehrung des Marienbildnisses der Virgen de Los Reyes gefeiert. Diese spielt eine grundlegende Rolle in der Geschichte der Insel. Die Heiligenfigur, die erst Schutzpatronin und Eigentum der Hirten der La-Dehesa-Hochebene war, ist heutzutage das bedeutendste kulturelle und religiöse Sinnbild der Bewohner El Hierros.

Geschichte von El Hierro im Zeitraffer | 1546 bis 1899, Teil 3 von 4 |

Die Wasserversorgung war auf El Hierro schon immer eine der größten Herausforderungen. Der sogenannte Heilige Baum Arbol Garoé wurde 1610 durch einen Sturm entwurzelt. Danach begann ein neues Zeitalter hinsichtlich der optimalen Nutzung der wenigen Wasserressourcen. Die bedeutendste Rolle spielt dabei die Quelle von Azofa, nahe der Ortschaft Isora. So wurde Buch geführt, wie viel Wasser ein jeder Einwohner schöpfen durfte. Im 16.-19. Jahrhundert waren die Gewinnung von Zuckerrohr, Wein & Schnaps, der Farbstoff aus Schildlaus und Färberflechte für lange Zeit die Grundlage für Wohlstand auf der Insel. Wie auf den anderen Kanarischen Inseln kam es nach dem Zusammenbruch dieser Märkte zu Hunger und Elend. 1899 wurde das Rathaus von Valverde durch einen Großbrand komplett vernichtet. Das seit 1553 geführte Inselarchiv ging unwiederbringlich verloren. Etwa zur selben Zeit brach auch eine Pockenepidemie auf El Hierro aus. Nach starken Regenfluten folgte eine extreme und lange Dürre, was zu einer Auswanderungswelle führte. 1949 und 1950 wanderten viele Einwohner von El Hierro nach Kuba, Venezuela und auch Puerto Rico aus.

Geschichte von El Hierro im Zeitraffer | 1899 bis 2018, Teil 4 von 4 |

Die beiden Gemeinden Valverde und La Frontera wurden 1912 gegründet. Im selben Jahr wurden auch den Kanaren die Selbstverwaltungsrechte zugestanden. Der Erste Weltkrieg hatte keine Auswirkungen auf El Hierro. 1936 bis 1939 fand der Spanische Bürgerkrieg unter dem General Francisco Franco statt, an dessen Ende er sich zum Diktator ernannte. Auch der Zweite Weltkrieg betraf die Insel El Hierro nicht, im Gegensatz zu den anderen Inseln. 1973 ging die Diktatur von Francisco Franco dem Ende entgegen, 1975 folgten die ersten freien Wahlen. 1982 bekamen die Kanarischen Inseln einen eigenen Autonomiestatus. 1986 trat Spanien der EU bei. Noch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war die Viehzucht die wichtigste Versorgungsquelle der Herrenos. Aufgrund des strengen Katholizismus herrschte eine tiefe Verbundenheit der Einheimischen. Der Tourismus wurde zunehmend gefördert, allerdings in einer sehr kontrollierten Form. Es kehrten auch immer mehr Auswanderer zurück.

Geografie

El Hierro ist mit knapp 269 km² die kleinste Insel und gleichzeitig die westlichste Insel des Archipels der Kanarischen Inseln. Im Altertum bestimmte ihre Lage im Atlantischen Ozean das Ende der Welt. Wer von dort aus weitersegelte, lief Gefahr, über den äußeren Rand der Erde ins Nichts zu stürzen. Lange hatte diese Behauptung bestand. Auf seiner zweiten Reise erreichte Christoph Kolumbus am 3. Oktober 1493 El Hierro, um sich den kräftigen Passatwind bei seiner Expedition in die Neue Welt zunutze zu machen. Erst nach der Entdeckung Amerikas erwies sich die These vom Ende der Welt als ein Irrtum, trotzdem behielt das abgelegene Eiland ein wenig von der Mystik eines letzten Außenpostens. Der Leuchtturm Faro de Orchilla und ein Denkmal kennzeichnen diesen westlichsten Punkt und den Nullmeridian. Nachfolgend sind die Entfernungskilometer in der Luftlinie zu den Nachbarinseln aufgeführt: 68 km bis zu der Südspitze La Palmas, 61 km nach La Gomera, 112 km nach Teneriffa, 205 km bis nach Gran Canaria, 335 km bis zur Südspitze von Fuerteventura, 410 km bis zur Südspitze von Lanzarote und ganze 385 km zum Festland Afrikas. Die Länge der Küsten beträgt ca. 106 Kilometern, so verliert man niemals den Eindruck, dass man sich auf einer Insel befindet.

Geologie

Über El Hierro weiß man, dass die Insel im Quartär entstanden ist und mit 1,12 Mio. Jahren die jüngste der Kanarischen Inseln ist. Der Archipel wurde gebildet, als Magma durch einen Hotspot den Erdmantel durchbrach und diese charakteristische Form einer Vulkaninsel entstand. Vulkanische Inseln wachsen in der Regel durch sukzessiv sich einander überlagernde Vulkane. Auf El Hierro definierte man drei chronologisch aufeinander folgende Eruptionsphasen: Auf den ältesten Vulkan Tinor folgte der Vulkan El Golfo. Die Vulkankomplexe wuchsen so lange, bis sie instabil wurden und seitwärts kollabierten. Es entstanden die heutigen landschaftsprägenden weiten Talkessel des El-Golfo-Tals, Las Playas beim Parador und der Berghang von El Julan. Man vermutet, dass durch diesen Vorgang eine 100 m hohe Tsunamiwelle ausgelöst wurde und diese bis an die amerikanische Küste rollte. In der 3. Phase ergaben sich weitere Vulkanausbrüche in den drei Bruchzonen.

Der Sockel von El Hierro befindet sich in einer Tiefe von 3.500 bis 4.000 m. Die gesamte Höhe der Insel beträgt demnach rund 5.000 m, vom höchsten Punkt der Insel mit dem Malpaso (+ 1.501 m) bis zum Meeresboden bei ca. - 3.500 m. Heute ragen die Küsten der Insel wie eine heldenhafte Festung aus dem Meer, der Ozean reibt sich kontinuierlich und gnadenlos an den Basaltmauern, die konstant der Erosion ausgesetzt sind.

Im März 2011 ergaben sich erhöhte seismische Aktivitäten zwischen 20 und 32 km Tiefe unterhalb der Insel El Hierro. Es brach der Unterwasservulkan Eldiscreto aus, seine Vulkanspitze reicht bis 88 m unterhalb der Wasseroberfläche. Beunruhigt muss man aber deshalb nicht sein, denn der Vulkan hat inzwischen seine Aktivitäten eingestellt. Es gab auch Versuche, einen logischen Rhythmus in die Ausbrüche zu interpretieren: 1949 auf dem Bergkamm der Cumbre Vieja der Kanarischen Insel La Palma, 1971 der Teneguía, ein Vulkan an der Südspitze der Kanareninsel La Palma und im Jahre 2011 der Eldiscreto auf El Hierro. Demnach ergibt sich ein Rhythmus von 20-40 Jahren. Damit wäre frühestens 2020 der nächste Ausbruch zu erwarten, aber ich glaube, das ist wie Kaffeesatzlesen – ohne jemandem nahe treten zu wollen.

Fauna – in terra

Die Tierwelt ist artenärmer als die Pflanzenwelt, doch auch hier gibt es eine große Anzahl endemischer Arten. Bis auf Kaninchen, die zur Jagd angesiedelt wurden, Igel, Ratten und wenige Fledermausarten kommen auf den Kanaren keine größeren wild lebenden Säugetiere vor.

Säugetiere wie Ziegen, Schafe, Milchkühe, Esel und Pferde werden als Nutztiere gehalten. Für den Wanderer ist die Tatsache beruhigend, da er keine Giftschlangen oder Skorpione fürchten muss. Das einzige giftige Tier ist die Schwarze Witwe, eine Spinne. Der Biss des kleinen Achtbeiners kann Lähmungen des vegetativen Nervensystems auslösen, kommt aber äußerst selten vor.

Der Artenreichtum von über 5.000 Insektenarten erfreut den Besucher. Allerdings ist der Bestand durch steigenden Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft gefährdet, deshalb sind auch etliche Ungeziefer vertilgende Vogelarten bedroht. Zu den besonderen Insektenarten zählen: bunte Schmetterlinge, Bienen, Libellen, Samtfalter, Fliegen jeglicher Art, die endemische Hummel, die ein weißes Hinterteil hat, und schlussendlich der etwas größere Marienkäfer San Antonio.

Dafür gibt es Eidechsen in großer Anzahl, wie die kleine Kanareneidechse, den Westkanarenskin, den endemischen Gecko und natürlich den großen Star aller Eidechsen, die Rieseneidechse Lagarto Gigante. Bis 1975 glaubte man, sie wäre ausgestorben, bis dann die bis zu 70 cm große Rieseneidechse wiederentdeckt wurde. Skelettfunde dokumentieren, dass sie bis 120 cm lang werden konnte. Da sie auf El Hierro aufgrund der vielen Katzen und Greifvögel nicht überlebensfähig ist, wird die bedrohte Art im Lagartario weiter gezüchtet und kann bei La Frontera von Besuchern bewundert werden.

Vogelliebhaber kommen voll auf ihre Kosten. Mit genügend Geduld und Glück kann man Turmfalken, den kanarischen Mäusebussard, Möwen, Steinwälzer, Regenbrachvögel, Kolkraben, den auf El Hierro endemischen Fink und die Blaumeise, Rotkehlchen, Amsel, Sperling und natürlich den omnipräsenten Kanarenpieper, die Grauammer und die Wachtel, deren Schlag gegen Abend zu hören ist, entdecken. Immer in einer Gruppe unterwegs ist das nordafrikanische Felsenhuhn, das sich mit lauten Rufen beim Näherkommen aus der Angststarre löst.

Der Fischadler ist der meist bedrohte Greifvogel der Kanarischen Inseln, volkstümlich wird er auf den Inseln Guincho genannt. Das Gefieder ist perfekt zum Tauchen angepasst, denn er ernährt sich hauptsächlich vom Fisch. Lebten bis 2011 noch 2 Paare auf El Hierro, sind diese vermutlich aufgrund des Nahrungsmangels weitergezogen – das Resultat des Ausbruchs des Unterwasservulkans bei La Restinga. Auf den anderen Kanarischen Inseln werden die Steilküsten und die Meeresfelsen als Nistplätze genutzt. An diesen Stellen bauen die Fischadler ihre Nester, die hauptsächlich aus Ästen errichtet werden und eine Höhe von bis zu 2 m erreichen können. Sie brüten zwischen Februar und Juni, legen üblicherweise 2-3 Eiern und die Brutzeit variiert zwischen 5 und 6 Wochen, die Küken fliegen bereits ab der 7. bis 8. Woche.

Fauna – ut aqua

Die Gewässer des Archipels sind heutzutage extrem fischreich. Das war nicht immer so, denn nach dem Unterwasservulkanausbruch von 2011 wurde die Unterwasserwelt im südlichen Teil der Insel fast komplett zerstört. Aber nährstoffreiche Ablagerungen als Folge der Vulkanausbrüche sorgten für starken Eigenbewuchs. Es siedelten sich wieder Kleinstlebewesen, Krustentiere wie Krebse, Langusten und Schnecken an. Mit dem zunehmenden Angebot an Fisch kamen auch die Räuber zurück. Zackenbarsche, Makrelen, Thunfische, ja sogar den Adlerrochen und den bis zu zwölf Meter langen Walhai kann man auf Tauchgängen beobachten. Auch tummeln sich hier Barsche, Meeresschildkröten, Papageifische, Sprotten, Moränen, Tintenfische, Quallen und Seeigel.

Säugetiere wie Wale und Delfine haben ihren Lebensraum weiter im offenen Atlantik. In den Gewässern zwischen Teneriffa und El Hierro leben 27 verschiedene Wal- und Delfinarten, deren Beobachtung von La Gomera aus angeboten wird. Der touristische Rummel macht trotz der mittlerweile erlassenen Schutzbestimmungen den Tieren jedoch sehr zu schaffen, denn Beobachtungen haben ergeben, dass die Gruppen zunehmend kleiner werden, die Tiere schlechter ernährt und viel scheuer sind. Bei der Fährüberfahrt von El Hierro nach Teneriffa kann man mit etwas Glück kleine Schwärme von Delfinen beobachten. Wale wiederum tauchen alleine oder in kleinen Gruppen und sind damit nicht so einfach auszumachen. Besonders häufig trifft man auf Grindwale, eine Walgattung aus der Familie der Delfine, und gelegentlich werden sogar Schwertwale gesichtet. Auch berichteten Fischer, Orcas gesichtet zu haben. Eine vollständige Liste aller Fischarten gibt es auf der Webseite.

Flora

Eine pflanzengeografische Charakterisierung der Vegetationstypen auf El Hierro stellt aufgrund der Höhenstufung, der Passatwinde und der verschiedenen Ausrichtungen der Oberflächenreliefs eine Herausforderung dar.

Die Küstenvegetation besiedelt die Region zwischen dem Meeresspiegel und einer Höhe bis zu 50 m. Dabei sind auf El Hierro nur wenige Flachküsten vorhanden, das Landschaftsbild ist vielmehr von Steilküsten geprägt – darum sind hier nur sehr wenige Küstengesellschaften vertreten. Eine hohe und lange Sonneneinstrahlung sowie die Meeresexposition kommen erschwerend dazu. So findet man die Nymphendolde, die Seidenhaarige Schizogyne, Kanaren-Ampfer, Sodapflanzen, den Kammförmigen Strandflieder und die Strauchmargerite in dieser Vegetationsstufe.

Vom Meeresspiegel bis zu 200 m im Norden und 600 m im Süden befindet sich die Sukkulentenstufe, benannt nach dem zickzackwüchsigen, dornig-sparrigen Strauchdornlattich. Es handelt sich dabei um einen sehr lichten und artenarmen Trockenbusch von halbwüstenartigem Charakter. Diese Zone ist eine Übergangsgesellschaft zur Küstenvegetation bzw. der Meeresstrandvegetation. Hier herrschen ganzjährig Wasserknappheit sowie hohe Temperaturen aufgrund der vielen Sonnenstunden. Zu den Pflanzen, die sich dieser Vegetationsstufe angepasst haben, gehören: die Kanarenwolfsmilch, die Glatte Baumschlinge, die Balsamwolfsmilch, die Aeonium hierrense, die Gabelige Leuchterblume, der Kanarenampfer, der Kanarenbeifuß und die Blütenreiche Winde. Auch sind einige Arten aus Amerika und Afrika eingeführt: der Feigenkaktus und die Agave.

Die auf 590 m liegenden, mystisch anmutenden Zedernwacholderbäume auf der La-Dahesa-Hochebene sind wohl die berühmtesten Bäume auf der Insel. Die stürmischen Winde haben ihre Baumkronen kunstvoll bis auf den Boden gebogen – ein Naturschauspiel der Extraklasse.

Der Thermophile Buschwald erstreckt sich von 200 bis 600 m im Norden und bis zu 900 m im Süden. Er wurde bereits von der frühzeitlichen Bevölkerung besiedelt, da er aufgrund des Reichtums der Flora, einer erhöhten Niederschlagsmenge, milden Nachttemperaturen und nährstoffreichen Böden einen idealen Lebensraum bildet. Man trifft hier die folgenden Arten an: die Kanarische Dattelpalme, den Wacholder, den Drachenbaum, den Visnea mocanera, den Mocanbaum, die wilde Olive, die Atlantische Pistazie und weitere Sträucher wie den Natternkopf, den Kanarenbeifuß, die Montpellierzistrose, das Kanarische Sonnenröschen und den Sauerampfer. Neben den genannten Gewächsen findet man auf El Hierro auch exotische Blumen wie beispielsweise die Strelitze oder die bunte Bougainvillea, die ursprünglich aus Brasilien stammt. Oleander, Hibiskus und andere Blumen aus mediterranen Gebieten sind ebenfalls vertreten.

Die Waldstufe auf El Hierro wird in zwei Expositionsvarianten unterschieden. Bei der ersten handelt es sich um die passatorientierte und damit feuchtere Region, die sogenannte Lorbeerwaldstufe – El Monteverde – mit Nordhängen zwischen 600 und 1.200 m Höhe. Hier befinden sich der immergrüne Lorbeerwald – Laurisilva – mit Gabelbäumen und der Baumheidebuschwald – Fayal.

Auch findet man hier in den feuchteren Gebieten viele Farne, Moose, Flechten und die Gänsedistel. Ein besonderes Highlight sind Wanderungen und Spaziergänge durch den unwirklich scheinenden Nebelwald. Nördlich des Bergdorfes San Andres, im Zentrum von El Hierro, auf einer Höhe von 1.000 Metern, befindet sich das Wahrzeichen von El Hierro, der Garoé. Bei diesem heiligen Baum der Ureinwohner (Arbol santo) handelt es sich um einen Sadebaum, auch Stinklorbeer genannt, eine Pflanzenart aus der Gattung Ocotea innerhalb der Familie der Lorbeergewächse. Er wurde 1957 gepflanzt, als Nachfolger eines Baumes, der 1610 bei einem Sturm umgerissen wurde. An den Ästen und Blättern des Baumes kondensieren die vorbeiziehenden Passatwolken aus. Dieses Phänomen war schon den Ureinwohnern der Insel bekannt.

Die trockene, nicht den Passatwinden ausgesetzte Region der Waldstufe – El Pinar –, zwischen 600 und 1.500 m Höhe, auf den südlichen Hängen der Insel, ist das Gebiet der Kiefernwälder, des Ginsterbusches und diverser Weidegesellschaften. Eine Besonderheit stellen die Kanarischen Kiefern dar, die durch Größe und Pracht beeindrucken und wie ein Wunder auf den kargen, aber mineralreichen Böden wachsen. Die Kiefer ist zum Teil feuerfest und kann Brände relativ leicht überstehen. Durch ihre extrem langen Nadeln filtert sie viel Kondenswasser aus dem Nebel und kann es an den Boden abgeben.

Aus all diesen verschiedensten Vegetationstypen ergibt sich eine einmalige Gegensätzlichkeit und Vielfalt der Landschaften und Lebensgemeinschaften auf der sehr kleinen Kanareninsel El Hierro. 119 endemische Arten machen die Insel aus botanischer Sicht außergewöhnlich.

Die artenreiche und im biologischen Gleichgewicht stehende Unterwasserwelt ist dabei nicht zu vergessen. Sie zieht Wale an, wie zum Beispiel den scheuen und wenig erforschten Schnabelwal.

Klima

Das Wetter auf El Hierro ist ein bisschen wie in dem legendären Werbespot aus den 80er-Jahren: Hamburg, 8.30 Uhr, wieder mal Regen. Perfekter Halt fürs Haar – Drei-Wetter-Taft. Zwischenstopp München, es ist ziemlich windig. Perfekter Sitz – Drei-Wetter-Taft. Weiterflug nach Rom, die Sonne brennt. Perfekter Schutz – Drei-Wetter-Taft. Die ganze Szene spielt sich hier nur auf einer sehr kleinen Insel ab.

Das Wetter ist auf El Hierro extrem facettenreich und es kann sich zu jeder Tageszeit ändern – ja, El Hierro hat mehrere Wetter. So kann man in der Inselhauptstadt Valverde leichten Nieselregen haben, während man zur gleichen Zeit oberhalb von 1.000 m unter blauem Himmel in der Sonne liegt. Oder man sitzt unter blauem Himmel auf einem der Berggipfel, es steigen Wolkenfetzen mit der zunehmenden Temperatur auf und plötzlich weht ein scharfer, kühler Wind – was soeben noch ein lauer Tag auf den Kanaren war, wird wie aus dem Nichts zu einem Sommertag an der Ostsee.

El Hierro befindet sich im Einzugsgebiet der Passatwinde und des kühlen Kanarenstroms. Die Nordostwinde, deren Ursprung im Hochdruckgebiet der Azoren liegt, sorgen dafür, dass es nicht zu heiß wird. Regen fällt in den Monaten November bis März. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge von 342 mm in El Pinar liegt unter dem mitteleuropäischen Maß. Die Hauptstadt Valverde, die ca. 600 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist oft in Wolken gehüllt, im Winter fallen dort ca. 80 mm Niederschlag, während es im Süden nur 25 mm sind. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt die mittlere jährliche Niederschlagsmenge 830 mm. Auf El Hierro gibt es aufgrund seiner Höhenstufung signifikante klimatische Unterschiede. An den gebirgigen Hochlagen des El-Golfo-Tales regnen sich in den Wintermonaten die meeresfeuchten Wolken gegen Norden hin ab. Im Winter kann es dort kühl werden, und es empfiehlt sich für die Wanderer, sich mit Jacken auszustatten. Der Passatnebel ist der Feuchtigkeitsspender der artenreichen Pflanzenwelt. In den Nebelwäldern von El Hierro wird den Wolken Tropfen für Tropfen Flüssigkeit entzogen, bis die so weit erleichtert ist, um ihren Weg weiter Richtung La Gomera oder Teneriffa fortzusetzen. Der südliche und westliche Teil der Insel ist sehr sonnig, trocken und es herrschen dort auch im Winter angenehme Temperaturen.

Ein besonderes Wetterphänomen ergibt sich, wenn der Wind mal auf Ost dreht und heiße Luft direkt aus der Sahara die Temperaturen bis auf 38 °C hochtreibt und die Luftfeuchtigkeit auf ein Minimum reduziert – der sogenannte Calima hat Einzug gehalten. Mit dem Wind wird feiner Sand aus

Afrika auf die Kanarischen Inseln geblasen. Diese Wetterlage tritt in der Regel 3-5 Mal im Jahr auf, bevorzugt in den Sommermonaten Juni bis September. Gut zu erkennen ist dieses Wetterschauspiel an der sehr dunstigen, ja fast nebligen Fernsicht. In Höhen bis ca. 300 m ist Wandern in diesen sehr wenigen Tagen unmöglich, nur in den großen Höhen wird es merklich kühler.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Klima auf El Hierro insgesamt etwas rauer und weniger beständig als auf den großen Nachbarinseln ist. Je nach Jahreszeit ist mit kräftigen Winden zu rechnen. An den Küsten – vor allem im Westen – herrschen stärkere Strömungen und Wellengang, sodass das Baden im Meer gefährlich ist. Für Wanderer zeigt sich El Hierro im Frühjahr von seiner schönsten Seite. Nach den Regenfällen des Winters erstrahlen die Pflanzen in sattem Grün und es herrscht nicht so oft nebliges Wetter. Im Sommer ist das Wetter meist gut, doch die Insel ist nicht mehr so farbenfroh. Im Herbst ergeben sich häufiger Wetterlagen, die die Regionen zwischen 500 und 1.500 m in Wolken und Nebel einhüllen, die Küsten sind hier meist nicht betroffen. Auch sollte man beachten: Nach klaren Nächten bilden sich im Tagesverlauf und am späten Vormittag in den höheren Lagen Wolken, die sich dann an den Bergwäldern sammeln, um sich dann am späten Nachmittag wieder aufzulösen. Es empfiehlt sich daher, früh zur Wanderung aufzubrechen, um die Chancen auf eine aussichtsreiche Wanderung zu erhöhen.

Wandern auf El Hierro

Man wandert oft auf einem historischen Netzwerk aus Caminos, viele noch gepflastert und gesäumt von riesigen Trockensteinmauern – sie wurden zum Handelsverkehr, zur Viehhaltung, zur Bewirtschaftung von Feldern oder zur Prozession der Jungfrau Virgen de Los Reyes genutzt. Die La-Dehesa-Hochebene im Westen und die Meseta-de-Nisdafe-Hochebene im Osten verzaubern mit einem Gemisch aus grünen Landschaften, oft eingepackt in Passatwolken. Auf El Hierro ist nach wie vor die Landwirtschaft die Haupterwerbsquelle und somit begegnet man beim Wandern Schafen, Ziegen und Kühen, aber nur wenigen Menschen. Eigentlich bemerkt man es gar nicht, aber Müll am Straßenrand oder auf Wanderwegen? Das gibt es einfach nicht!

Dieses Wegenetz durchquert 8 Naturschutzgebiete und alle Höhenstufen der Insel mit den jeweils charakteristischen Vegetationsgemeinschaften – wie dem duftenden Baumheidebuschwald, dem immergrünen Lorbeerwald, den tausendjährigen Zedernwacholderbäumen und dem hundertjährigen Kiefernwald. Wanderungen im Süden und äußersten Westen führen durch faszinierende Lavalandschaften und vermitteln einen ersten Einblick in die geologische Entstehung und Entwicklung der Insel. Gegensätzlicher kann Wandern nicht sein: Läuft man bei heißen Temperaturen durch Lavafelder, so kann man bereits Stunden später durch den kühlen, feuchten Nebelwald wandern. Immer wieder stößt der Wanderer auf großartige Aussichtspunkte oder trifft auf verschwiegene Buchten. Absolut persönliche und emotionale Höhepunkte ergeben sich von den aussichtsreichen Bergkämmen des Zentralbergmassivs, man blickt über die bis zu 1.501 m tiefer liegenden Küstenregionen von El Hierro und bis zu den Nachbarinseln des Archipels. Um die Schönheiten dieses schroffen Felsens im Atlantischen Ozean zu entdecken, braucht es weit mehr als nur einen Blick.

Meine Lieblingstour

Wanderung 20 | Wir erleben die pure Energie dieser einzigartigen Landschaft und einen atemberaubenden Blick in das 1.350 m tiefer gelegene El-Golfo-Tal, einen Panoramablick über die Nisdafe-Hochebene und einen Fernblick zu den Nachbarinseln La Palma, La Gomera und Teneriffa. Und ganz nebenbei werden der sechsthöchste Berg derBerg derBerg der Asomados (1.372 m), der siebthöchste Berg, der  Jinama (1.350 m) und der achthöchste Berg, der Timbarombo (1.339 m), bestiegen.

Meine Highlights

01 El Sabinar | Die mystisch anmutenden Zedernwacholderbäume auf der La-Dahesa-Hochebene sind die berühmtesten Bäume auf der Insel. Die kräftig blasenden Passatwinde haben ihr Geäst künstlerisch bis auf den Boden gebogen – ein Naturschauspiel der Extraklasse.

02 Der immergrüne Nebelwald | In der passatorientierten und damit feuchteren Region auf El Hierro befindet sich die Waldstufe mit dem immergrünen Lorbeerwald, mit Gabelbäumen, dem Baumheidebuschwald, Farnen, Moosen, Flechten und der Gänsedistel.

03 Der Arco de La Tosca | Das größte Brandungstor auf El Hierro, die Überreste eines größtenteils eingestürzten Lavatunnels, der durch die Erosion der Brandung kontinuierlich abgetragen wird.

04 Die Hochebene Mesata de Nisdafe | Surreal wirkende grüne Wiesen auf den Hochebenen von El Hierro. Dort weiden Kühe, Pferde und Ziegen – getrennt durch ein gigantisches Netz aus Trockensteinmauern.

 05 Atemberaubende Tiefblicke in das große Halbrund des El-Golfo-Tals | Auf den Wanderungen entlang des zentralen Bergmassivs ergibt sich aus luftiger Höhe eine gigantische Fernsicht über die Küstenlinie von El Hierro bis zu den Nachbarinseln La Gomera, La Palma und Teneriffa.

Schwierigkeitsgrade

Spaziergänge oder einfache Wanderungen auf breiten und auf gut begehbaren Wegen oder Pfaden. Es gibt dabei keine besonderen Gefahrenstellen. Kräftige Steigungen, steinige oder rutschige Abschnitte sind jedoch möglich. Beschilderungen bestehen nicht überall und so kann es an Weggabelungen zu Orientierungsproblemen kommen.

Diese Touren führen in unwegsame und abgelegene Küstenstreifen oder Berggebiete. Einzelne Passagen können felsig und abschüssig sein. Diese erfordern dann Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und die nötige Wandererfahrung. Manche dieser Strecken setzen guten Orientierungssinn voraus.

SSchwarze Routen sind anspruchsvoll und lang. Sie erfordern sehr gutes Orientierungsvermögen. Rechnen Sie mit schmalen, steilen oder abschüssigen und rutschigen Abschnitten, aber auch mit extrem scharfkantigem Lavagestein und schwierigen Passagen. Diese Bereiche setzen absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und teilweise erste Klettererfahrungen voraus. Diese Routen befinden sich in entlegenen Gebieten und somit ist keine rasche Hilfe zu erwarten.

Ausrüstung

El Hierro ist eine Vulkaninsel, und sobald man auf Lavagestein läuft, besteht erhebliche Gefahr, sich an den spitzen, teils messerscharfen Lavasteinen bei einem Sturz zu verletzen. Daher ist hier besondere Vorsicht geboten, und wenn es die Temperaturen erlauben, empfiehlt sich das Tragen einer langen Hose. Weiterhin benötigt man feste, über den Knöchel reichende Wanderschuhe mit einer festen Profilgummisohle. Ein leichter Wanderschuh oder sogar ein Turnschuh eignet sich nur auf den als leicht klassifizierten Touren. Da viele Wege auf sehr rutschigem Untergrund verlaufen, sind Wanderstöcke zur weiteren Unterstützung hilfreich.

Aufgrund der Höhenstufung und je nach Jahreszeit empfiehlt sich rasch trocknende Funktionskleidung, ein warmer Pullover sowie eine windfeste oder wasserabweisende Jacke. Bei Wanderungen durch den Nebelwald ist wasserfeste Kleidung notwendig. Obligatorisch sind die Sonnencreme sowie ein passender Strohhut. Auf Reservekleidung kann man aufgrund der hohen  Durchschnittstemperaturen verzichten. Eine kleine Reiseapotheke, im Speziellen Desinfektionsspray bei kleinen Verletzungen an den Lavasteinen, sowie eine Trillerpfeife für den Notfall gehören zur Standardausrüstung im Rucksack. Ein eingeschaltetes Handy ist empfehlenswert, da man auf der gesamten Insel guten Empfang hat. Da es nicht auf allen Touren eine Einkehrmöglichkeit gibt, sollte noch dementsprechende Tourenverpflegung mit eingeplant werden. Da wir westlich von Afrika wandern und die Sonne sehr stark ist, sollten mindestens 1,5 l Wasser pro Person eingeplant werden.

Orientierung und Markierung

Seit dem 16. Jahrhundert sind die Ortschaften der Insel lückenlos durch ein weit umspannendes Wegenetz miteinander verbunden. Dieses wurde in den letzten Jahren wieder freigelegt und von einer Firma kontinuierlich instand gesetzt. Erst im 20. Jahrhundert wurden Straßen gebaut. Die in diesem Wanderführer beschriebenen Wanderungen führen größtenteils über historische Caminos. Viele Pfade sind noch mit Steinen gepflastert und durch Trockensteinmauern abgegrenzt.

Die Inselregierung veröffentlicht ebenfalls Wanderungen auf ihrer Webseite. Diese sind ausnahmslos unter Angabe der Entfernungskilometer hervorragend markiert – das ist einzigartig auf den Kanarischen Inseln. Leider befindet sich unter diesen Touren eine große Anzahl Streckenwanderungen, also keine Rundwanderungen. Damit ist immer die Problematik verbunden, wie man zum Ausgangspunkt zurückkommt. Aufgrund der Vielzahl von Wanderwegen und deren Kombinationsmöglichkeiten bietet ein Wanderführer mit der Beschreibung der Streckenlänge, der zu erwartenden Höhenmeter und des daraus resultierenden Schwierigkeitsgrades einen signifikanten Vorteil. Auf besonderen und individuellen Wanderungen aus diesem Wanderführer sind dementsprechend Pfade vor Ort nur spärlich ausgezeichnet – oft sind sie dann mit Steinmännchen oder kleinen Steinpyramiden gekennzeichnet.

Geführte Touren

Enrica und Paolo sind zertifizierte Wanderführer/Touristenführer auf El Hierro und haben somit fundierte Kenntnisse in Natur, Geologie, kanarischer Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft, Geschichte und Tradition. Wer kürzere Wanderungen bevorzugt und dennoch die entlegensten Wanderziele erobern möchte, für den bieten die beiden Vantouren an, die mit kurzen Wanderungen kombiniert werden. Gerne helfen sie bei der Reiseplanung und vor Ort, um Ihren Aufenthalt zu einem einzigartigen Erlebnis zu machen. | atlantidea@hotmail.com | Calle Pozo Calcosas, 38916 Villa de Valverde | Webseite | skype: atlantideaelhierro | facebook:   atlantideasenderismoyexcursiones | mobile/whatsapp: +34649650913 | GPS-Pkw 27.838925 -17.947313 |

Wanderkarten

Sehr nützlich ist die Karte von Freytag & Berndt. Neben der übersichtlichen Gestaltung verfügt die Straßenkarte über zahlreiche Zusatzinformationen wie z. B. Straßenbeschaffenheit, Sehenswürdigkeiten, Campingplätze und diverse Innenstadtpläne. Mit dem umfangreichen Ortsregister gelingt zudem eine rasche Orientierung. Wanderkarte zu kaufen bei MapFox.

Eine Alternative ist die Turquesa Publicaciones - Landkarten und Naturführer Kanarische Inseln - El Hierro. Zu kaufen bei MapFox.

Unter dem nachfolgenden Internetlink kann man eine Wanderstraßenkarte beim örtlichen Tourismusverband herunterladen. Der Maßstab ist zwar sehr klein gehalten, aber man erhält einen ersten guten Eindruck von der Insel.

Weitere Wanderwege

Auf El Hierro gibt es 15 anerkannte Wanderwege, die je nach Länge in GR, PR und SL eingeteilt sind. Das Wegenetz erstreckt sich über 250 km.

Auf der Webseite gibt es eine Übersichtskarte des kompletten Wegenetzes auf El Hierro.

GR-131 Camino de la Virgen; 37.7 km; 11:45 Std.
GR-131a Sendero del Meridiano 0; 1.4 km; 00:25 Std.
GR-131b Puerto de La Estaca – Valverde; 4.8 km; 02:30 Std.
PR-EH 1 Camino de la Restinga – Pozo de La Salud; 22.2 km; 8:30 Std.
PR-EH 1.1 Camino de Tacorön; 7.1 km; 02:45 Std.
PR-EH 1.2 Variante El Derrabado – Fuente Mencäfete; 1.4 km; 00:30 Std.
PR-EH 1.3 Variante Pozo de La Salud – La Laja; 1.3 km; 00:10 Std.
PR-EH 2 El Pinar – Golfo (Camino del Golfo); 9.12 km; 03:30 Std.
PR-EH 2.1 Camino de Los Llanillos; 5.7 km; 02:30 Std.
PR-EH 2.3 Variante del canal Las Lapas – Sabinosa; 11 km; 03:00 Std.
PR-EH 3 Isora – Tajace – Las Playas – Isora; 13.5 km; 07:00 Std.
PR-EH 3.1 Camino Las Casas –  Hoya del Morcilto; 2.9 km; 00:45 Std.
PR-EH 3.2 Camino Las Casas – Taibique; 1.3 km; 00:15 Std.
PR-EH 3.3 Camino Mirador de Isora – La Cuesta; 2.1 km; 01:00 Std.
PR-EH 4 Camino Tinor – Las Rosas – Puerto – Tinor; 13 km; 07:00 Std.
PR-EH 4.1 Camino La Cuesta – San Andres; 1.5 km; 00:45 Std.
PR-EH 5 Valverde – Tinor – Puerto – Valverde; 7.4 km; 05:30 Std.
PR-EH 8 San Andres – El Golfo (Camino de Jinama); 7.5 km; 03:30 Std.
PR-EH 8 San Andres – La Peha; 6.5 km; 03:00 Std.
PR-EH 8.1 Ecomuseo – Pozo de Los Padrones; 4.8 km; 00:45 Std.
PR-EH 8.1a La Maceta – Los Sargos; 0.64 km; 00:05 Std
PR-EH 8.1b Puntagrande – Las Salinas; 0.79 km; 00:10 Std.
PR-EH 9 Piedra del Regidor – El Sabinal – Regidor; 7.2 km; 03:30 Std.
PR-EH 9 a Derivaciön al Mirador de Bascos; 0.34 km; 00:10 Std.
PR-EH 9.1 Mirador de Sabinosa – La Gorona; 1.02 km; 0:20 Std.
PR-EH 9.2 Mirador – Las Casillas – Sabinosa; 2.6 km; 01:30 Std.
PR-EH 10 El Pinar – El Tomillar – Piedra del Regidor; 16.4 km; 04:30 Std.
PR-EH 10.1 Hoya del Gallego – Hoya del Morcillo; 1.9 km; 0:45 Std.
PR-EH 11 Camino Valverde – Puerto – Valverde; 7.4 km; 05:30 Std.
SL-EH 1 CIRCULAR DE LA LLANIA
SL-EH 2 Arenas Blancas – La Puente
SL-EH 3 Tamaduste – Roque Las Gaviotas
   
GR-131 Camino de la Virgen
GR-131a Sendero del Meridiano 0
GR-131b Puerto de La Estaca – Valverde
PR-EH 1 La Restinga – Pozo de la Salud
PR-EH 1.1 El Pinar – Cala De Tacoron
PR-EH 2 Camino de El Golfo
PR-EH 8 San Andres – El Golfo – Camino De Jinama
PR-EH 10 El Pinar – Piedra Del Regidor – Camino de Los Pastores
PR-EH 11 San Andrés – San Andrés – Ruta Del Agua
SL-EH 1 Circular de La Llania
SL-EH 2 Arenas Blancas – La Puente
SL-EH 3 Tamaduste – Roque Las Gaviotas

Wandern mit Kindern

Auf 15 der 50 Wanderungen können wir als Familie auf Entdeckung gehen. Dabei nehmen wir nicht die Kinder mit – sie nehmen uns mit! Kinder brauchen keine Gipfelbesteigung, ihre Erfüllung liegt im Abenteuer oder Begegnungen mit Tieren, Pflanzen und Wasser.

Suchen Sie Antworten auf Fragen, was denn beim Wandern mit Kindern besonders wichtig ist? Unter dem Link können Sie einen sehr nützlichen kostenlosen Ratgeber herunterladen. Dabei werden folgende Themen angesprochen: Warum Wandern eine tolle Aktivität für Familien mit Kindern ist, was allgemein bei der Routenplanung und Organisation beachtet werden sollte, wie man für Motivation und gute Laune sorgt, welche Ausrüstung Sie bei einer Wanderung mit den Kleinen dabeihaben sollten und welche Kleidung für kleine und große Wanderer richtig ist.

Wandern mit Hund

„Ich gehe nicht ohne meinen Hund auf Reisen“, hört man von vielen Hundebesitzern, wenn die schönste Zeit des Jahres näher rückt: der Urlaub. Damit der jedoch für alle erfolgreich gestaltet werden kann, befinden sich nachfolgend die wichtigsten Tipps: Auf 15 der 50 in diesem Wanderführer aufgeführten Wanderungen von El Hierro können Sie auf jeden Fall Ihren Hund mitnehmen. Auch auf vielen der 30 roten Wanderungen kann der Hund nach individueller und persönlicher Einschätzung mitgenommen werden. Einige Hotels und Apartments bieten ihren Gästen einen Urlaub mit Hund an. An vielen Bademöglichkeiten von El Hierro sind Hunde allerdings strengstens verboten. Diese Verbote sind unbedingt zu beachten, weil sonst ein Bußgeld von 30-150 € fällig werden kann. Wasserstellen sind so gut wie gar nicht vorhanden. Eine Wasserflasche für den Hund gehört daher zur Standardausrüstung. Denken Sie außerdem an eine Versicherung für den Hund.

Die Einheimischen auf El Hierro lassen bei einem Spaziergang oft ihre Hunde frei laufen. Freilaufende Hunde können eventuell Ihre Hunde belästigen. Tüten für Hundekot gibt es so gut wie nirgends. Auf einigen Wanderungen besteht der Untergrund aus vulkanischem Gestein, das schnell zu Verletzungen führen kann. Des Weiteren bleibt immer noch eine Flugzeit von 4 ½ bis 5 Stunden mit dem damit verbundenen Stress – die gängigen Reisemodalitäten müssen zeitig im Vorfeld abgeklärt werden. Nur kleinere Hunde dürfen mit in die Kabine. Größere Tiere reisen in einer Transportbox im Gepäckraum mit. Denken Sie daran, eine Transportbox zu verwenden, in der der Hund stehen kann.

Wandern mit Buggy auf El Hierro

Ja, das hat wohl jeder Wanderer schon einmal erlebt: Viele Wanderungen, die ohne Nachwuchs ein Leichtes waren, werden mit Kinderwagen oder Buggy zu einer Herausforderung. Schmale Pfade, Stufen, steiniger Untergrund und unbezwingbare Steigungen werden zur absoluten Herausforderung.

Aus diesem Wanderführer sind nur wenige der blauen und roten Wanderungen für einen Ausflug mit dem Buggy geeignet. El Hierro ist eine felsige Vulkaninsel mit Höhenunterschieden bis zu 1.501 m. Nur wenn man mit einem outdoorgeeigneten Kinderwagen unterwegs ist und Mühen und Anstrengungen gerne auf sich nimmt, um den Buggy ans Ziel zu bringen, sollte man eine solche Tour in Betracht ziehen.

Infrage kommen die Wanderungen 14*, 16*, 17*, 18* in umgekehrter Richtung, 28* mit vielen Tragestücken, 32*, 39* und 49* mit vielen Trageabschnitten. Dabei gilt es zu beachten: Der klassische Buggy mit harten Rädern wird niemandem Spaß bereiten. Daher ist es zwingend notwendig, einen entsprechend geländetauglichen Kinderwagen zu beschaffen. Das Model sollte möglichst mit großen luftgefüllten Rädern bestückt sein. Eine Dreiradvariante erhöht die Steuerfähigkeit.