61 – Dolomiten–Höhenweg 3 – Etappe 4 von 12
Dolomiten
Uns erwartet eine der schönsten Etappen (wenn nicht die schönste) des Dolomitenhöhenweges Nr. 3. Landschaftliche Höhepunkte sind der milchig türkisfarbene Lago del Sorapiss mit der dahinter aufragenden Felsnadel Dito di Dio, die Überreste eines Gletschers, durch Gletscher glatt geschliffene Felsen, ein Hochkar, das einer Mondlandschaft ähnelt, und eine 1.500 m abfallende Steilwand. Und dann ist da noch der technisch anspruchsvolle Klettersteig, wahrhaft senkrecht geht es nach oben. Immer wieder stockt der Atem, denn es ist, als würde der Aufstieg vor lauter Steilheit schlicht im Abgrund verschwinden. Am Ende des Drahtseilakts bremst sich der Puls wieder ein, die Augenlider werden zu Blei, wir haben es geschafft.
Zeit | 05:15 Std. |
Strecke | 6 km |
Aufstieg | 920 m |
Abstieg | 210 m |
Kondition | 5 |
Technik | 5 |
Erlebnis | 5 |
Landschaft | 5 |
Schwierigkeit | Schwarz |
Parkmöglichkeiten | - |
Charakter
Die schwerste Etappe des Dolomitenhöhenweges 3 führt über ausgesetzte Felsbänder und einen Klettersteig. Für diese Etappe benötigt man ausgereifte Alpinerfahrung wie sehr gute Kondition, Vertrautheit im Umgang mit einem Klettersteigset, Klettersteigerfahrung bis C, Erfahrung mit freien Kletterstellen bis II und ausgezeichnetes Orientierungsvermögen. Art des Weges: 10 % Klettersteig und 90 % Steig. Zusatzausrüstung: Klettersteigset. Einkehr: keine auf der Wanderung. Beste Wanderzeit: Ende Juni bis Anfang Oktober.
Start
Startpunkt: Das Rifugio Vandelli ist nur zu Fuß erreichbar und befindet sich am Ende der Touren 60 und 71. Endpunkt: Das Bivacco Slataper ist nur zu Fuß erreichbar und befindet sich am Anfang der Tour 62.
Wegpunkt 1
"Früh mit den Hühnern zu Bette und auf mit dem Hahn um die Wette" ist ein deutsches Sprichwort und die Ansage für den heutigen Tag. Von dem in einem Kessel eingeschlossenen 01 Rifugio Vandelli (1.928 m) marschieren wir auf dem Wanderweg 215 und dem Wanderweg 242 Richtung Via Ferrata Berti und Bivacco Slataper.
Wegpunkt 2
Bereits nach wenigen Minuten erreichen wir den 02 Lago del Sorapiss (1.894 m). Da Fotos vom Lago del Sorapiss bei Instagram sehr viele Likes bekommen haben, ist er im Ranking sehr weit oben. Die Folge: Das Rifugio Vandelli verkauft täglich bis zu 5.000 Essen und Carabinieri patrouillieren am See, um zu verhindern, dass die Besuchermassen Müll hinterlassen oder gar im eiskalten See ein Bad nehmen. Hinter dem See erhebt sich imposant die 2.603 m hohe Felsnadel Dito di Dio, was ins Deutsche übersetzt heißt "Finger Gottes". Wir gehen an der rechten Seite des Sees entlang, um an dessen Ende auf den Überresten einer Gletschermoräne und im oberen Abschnitt in einer steilen Geröllrinne aufzusteigen. Links oberhalb (in südlicher Richtung) sehen wir die spärlichen Überreste des Sorapissgletschers (Ghiacciaio Occidental). An dieser Stelle gehen wir halb rechts um einen Felssporn herum, um dann über von Gletschern platt geschliffene Felsen in das Hochkar Tonde de Sorapiss abzusteigen.
Wegpunkt 3
Am Talboden des Hochkars gehen wir bei der Weggabelung – ohne Wegweiser – halb links und traversieren durch Geröllfelder oberhalb des Hochkars. Dort, wo sich viele rote Punkte auf den Steinen befinden, beginnen wir unter Zuhilfenahme der Hände mit dem Aufstieg, der dann vor einer unüberwindbar hohen Felswand endet. Links führt ein Geröllband weiter bergauf, wir gehen aber rechts. Nach wenigen Metern bergab durch ein Schotterfeld stoßen wir auf einen Pfad. Hier, an den westlichen Ausläufern des 03 Fopa di Mattia (2.543 m), gehen wir links. Von nun an und bis zum Ende des nachfolgenden Klettersteigs besteht erhebliche Steinschlaggefahr!
Wegpunkt 4
Äußerst spektakulär fällt rechts die Steilwand 1.500 m in den Abgrund, unterhalb liegt das weite Valle del Boite! Der nachfolgende Pfad bedarf eigentlich keiner weiteren Erklärung, da er durch die sehr schmalen und ausgesetzten Fels- und Geröllbänder eigentlich vorgegeben ist. Zunächst geht es durch die senkrecht abfallenden Felswände des Fopa di Mattia. Nach starken Regenfällen ist der Pfad über die Geröllbänder nicht immer einfach auszumachen. Dann verläuft der Weg auf einem teilweise gesicherten, aber sehr exponierten Felsband durch die Südwestflanke der Croda Marcora bis zur Cengia del Banco. Es folgt ein kurzer bergab führender Klettersteig durch eine Rinne, bis wir dann an den eigentlichen Klettersteigabschnitt 04 Via Ferrata Berti (2.491 m) gelangen. Es geht wahrhaft senkrecht nach oben, über Stahlseile, Leitern und Eisenbügel, zwischen düsteren und überhängenden Wänden.
Wegpunkt 5
Zum krönenden Abschluss geht es dann auf einem sehr schmalen Felsband inmitten einer senkrecht abfallenden Felswand – zum Glück an einem durchlaufenden Sicherungsseil – bis zur Forcella del Bivacco hoch, dem höchsten Punkt der heutigen Etappe. Von dort geht es auf dem Wanderweg 246 nur noch wenige Meter bergab bis zum 05 Bivacco Slataper (2.600 m).